Pow Wow – Wenn die Trommeln rufen

Kaum hat Amerika seinen Tag der Unabhängigkeit gefeiert, versammelt sich die indigene Bevölkerung des Wilden Westens, um in Browning/Montana ihre North American Indian Days zu zelebrieren.

Nach monatelangen Vorbereitungen und mit großer Vorfreude betreten tausende Natives, vom Apachen bis zum Shoshonen, den heiligen Rasen des Stadions. Die Trommeln rufen zum Pow Wow. Zu stampfenden Rhythmen bewegen sie sich über ein riesiges Open-Air-Areal. Fast in Trance wiegen sich die Tänzer durch die Arena, Seite an Seite, ein farbenprächtiges Bild wie in einem Hollywoodfilm.

Nicht nur Event!

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Das festliche ­Weekend ist nicht bloß Event, sondern eine geistige Bewegung: Die Teilnehmer präsentieren stolz ihre Stammeszugehörigkeit, pflegen die Traditionen und stärken den gemeinschaftlichen Geist. (Foto: Nina Henry)

In den nächsten Tagen ermitteln Jugendliche, Erwachsene und Senioren in genau festgelegten Kategorien die Besten – in Tanz, Darbietung und Kostümierung. Als Siegespreis winken Sach- und Geldbeträge – wie könnte es anders sein im Land des unbeschränkten Profitdenkens. Auch die beste Trommelgruppe wird prämiert. Bewertet wird von einer Jury, kommentiert von einem indigenen Moderator. Der ist nicht nur Sprachrohr für Wettbewerbe, sondern vor allem Kommunikator für Geschehnisse in der „modernen Indianerwelt“. Denn das festliche Weekend ist nicht bloß Event, sondern eine geistige Bewegung! Erhaltung der Kultur und Zusammengehörigkeit sind zentrale Anliegen für ein unterjochtes, ums Überleben ringendes Volk im Zeitalter der Globalisierung. Vor allem den Kids will man mittels der Pow Wows traditionelle Werte nahebringen, weg von Drogen und vom McDonald’s-Kult.

Going-to-the-Sun-Road

„Big Sky Country“ – so wirbt der Bundesstaat Montana. Groß ist der Himmel über dem Land tatsächlich, doch klein scheinen die Chancen für die Ureinwohner. In sieben Reservaten Montanas leben auf knapp zehn Prozent des Staatsgebietes elf indianische Stämme. Wie viele andere wurden die kriegerischen Blackfeet von den Siegern in ein ausgedörrtes Präriereservat verbannt. Büffeljagd wurde von Abwanderung und Arbeitslosigkeit abgelöst – nebst Alkoholismus. Kaum verwunderlich also, wenn während der Indian Days im Reservat alle „bottle stores“ dicht gemacht haben. Lebensfreude und Selbstbewusstsein muss nicht immer von Feuerwasser abhängig sein. Mit Farming und dem in Reservaten erlaubten Glücksspiel kommen die modernen „Schwarzfüße“ mittlerweile auch in der Moderne über die Runden. Durch die Nähe zum grandiosen Glacier-Nationalpark mit seiner Bergstraße „Going-to-the-Sun-Road“ nehmen sie auch am Tourismusgeschäft teil. Man hat sich arrangiert, die wahre indianische Lebensfreude blitzt aber gerade bei den Pow Wows auf. Und daran darf man auch als Bleichgesicht teilnehmen. Das Bild des grimmigen Indianers mit der versteinerten Miene, aus Wildwestfilmen nur allzu bekannt, ist eine von Hollywoods größten Lügen. Höflichkeit und Gastfreundschaft sind beim Browning-Pow-Wow Tugenden …

SEPP PUCHINGER

Webtipps
North American Indian Days
Blackfeet Country

Anreise:
Condor
AUA

Reisen im Land:
Dertour (mit Mietauto oder ­Campingvan)

 

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