Janz Berlin is eene Wolke!

Berlin – Janz Berlin is eene Wolke!
Dass sich eine Metropole wie Berlin nicht an einem Wochenende erkunden lässt, ist klar. Am besten fährt, wer sich einen bunten Mix aus klassischen Must-sees und neuen Hotspots einverleibt.

In Berlin könnte man vermutlich Monate verbringen, ohne sich auch nur eine Sekunde zu langweilen. Nicht umsonst gilt Deutschlands Metropole als Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Rund 3,7 Millionen Einwohner zählt ­Berlin derzeit – in den nächsten Jahren kommen Prognosen zufolge noch einmal 400.000 dazu.

Berlin Strandbar an der Spree

Für sein reges Nightlife ist Berlin auf der ganzen Welt bekannt. Wer hier, statt schlafen zu gehen, nonstop Party machen will, findet immer einen offenen Klub. Im Sommer wird auch gerne im Freien und auf Partybooten auf der Spree gefeiert. (Foto: JFL Photography/stock.adaobe.com)

Kein Wunder, dass eine Stadt dieses Ausmaßes auch ein unendliches Angebot an Kunst und Kultur, Gastronomie, Nightlife, Shopping und Ausflugszielen offenbart. Das sich natürlich in den warmen Monaten am besten ausschöpfen lässt! Daneben spricht aber auch die leichte Erreichbarkeit Berlins für sich: So kann man etwa von Graz aus bis Ende Oktober ganze fünf Mal pro Woche in den Berlin-Flieger springen. Alternativ bietet sich der Nachtzug Graz–Berlin an – abends einsteigen, morgens entspannt aufwachen und dann schnurstracks eintauchen ins Lebensgefühl einer Stadt, die nicht nur niemals schläft, sondern über mehr Dönerläden (1.600!) als Istanbul und mehr Brücken als Venedig verfügt, als einzige Stadt der Welt drei bespielbare Opernhäuser beherbergt und ihrer zahlreichen klassizistischen Bauwerke wegen auch den Titel „Spree-Athen“ trägt.

„Janz Berlin is eene Wolke“, sagt man hier gerne, wenn alles läuft und man einen rundum tollen Tag erlebt. Die größte Frage als Nicht-Berliner ist dabei oft: Hier gibt es so viel Sehens-, Schmeckens- und Erlebenswertes – was davon packe ich in meinen Tag, und vor allem wie viel davon? Je nachdem, wie oft man die deutsche Hauptstadt schon besucht hat, wandern unterschiedliche Punkte auf die To-see-List. So kommt der Berlin-Newbie um klassische Sehenswürdigkeiten wie Fernsehturm, Regierungsviertel und Reichstag, Berliner Mauer inklusive East Side Gallery, Mauerpark und Checkpoint Charlie wohl kaum herum. Wer das Basisprogramm möglichst effizient und unkompliziert abhaken möchte, bucht am besten eine Tour, entweder klassisch mit dem Bus oder entspannt schippernd auf der Spree. Ergänzend – oder wenn man die Sightseeing-Hotspots bereits abgeklappert hat – bietet sich eine der zahlreichen Themen- und Erlebnistouren an, bei denen so ziemlich für jeden Geschmack etwas dabei ist, von der Stadtrundfahrt in der Trabi-­Limousine über geführte Fahrradtouren (Street-Art, Nachtfahrt u. v. m.), diverse Galerien- und Geschichtsführungen bis hin zur mystischen Stadttour, bei der Legenden, geheime Codes und Symbole Berlins unter die Lupe genommen werden.

Must-see-Museen

Bei mehr als 175 Museen hat man in Berlin schon mal die Qual der Wahl. Zu den Basics – sprich, die Ausstellungen, die man zumindest einmal besucht haben sollte – zählen die fünf Museen auf der Museumsinsel inklusive der 3.000 Jahre alten Büste der Nofretete. Mit auf die Liste der Klassiker sollten auch das Museum für Naturkunde, die alte Nationalgalerie, das Alte und Neue Museum, das Deutsche Historische Museum sowie das DDR-­Museum.

Da in Berlin nicht nur die ganze Stadt, sondern natürlich auch die Museumswelt ständig in Bewegung ist, kommen auch jene, die schon (fast) alles gesehen haben, stets auf ihre Kosten. Zum Beispiel im Humboldt Forum im Berliner Schloss gleich gegenüber der Museumsinsel: ein Universalmuseum, das neben diversen Sammlungen auch das Humboldt Labor umfasst, in dem interaktive Ausstellungen zu naturwissenschaftlichen Themen stattfinden.
Neu und vor allem für Kunstfans immer einen Abstecher wert ist auch DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam, wo in einem ehemaligen DDR-Terrassenrestaurant aus den 70ern nun sowohl Kunst aus DDR-Zeiten als auch zeitgenössische Werke zur Schau stehen. Im Sommer 2023 öffnet auch das beliebte Medizinhistorische Museum der Charité wieder seine Pforten.

Wo Berlin durch den Magen geht

Ein guter Tag beginnt mit einem guten Frühstück, sagt man. Im frank Café am Pfefferberg bleibt man jedoch nicht nur wegen sündhaft guter und schöner Croissants und Co. gerne länger sitzen. Besonders bei warmem Wetter wirkt der neue Foodie-Hotspot am Prenzlauer Berg mit seiner riesigen Terrasse, den charmanten Vintage-Möbeln und viel Grün wie eine Wellness-Oase mitten im Großstadtdschungel. Ein relativ neuer Highend-Laden, der Ausgefallenes wie Tonkabohnen-Pancakes serviert, ist das Frühstück 3000 in Schöneberg. Selbstverständlich findet man in der Hipster-Metropole auch Cafés, die auf traditionelles Frühstück setzen – zum Beispiel das Bleibtreu in der Nähe des Kurfürstendamms.

Wer gerne diniert, wo sich Promis und Szene versammeln, sollte sich folgende Adressen notieren: NENI im Dachgeschoss des 25 hours hotel bikini berlin punktet neben exzellenter israelisch-orientalischer Küche (die kennen wir von NENI in Wien) mit einem spektakulären Panorama über die City West und den Zoologischen Garten. Ebenso das Panama im Bezirk Schöneberg, optisch inspiriert vom Janosch-Kinderbuch-Klassiker „Oh, wie schön ist Panama“. Serviert werden Food-Kreationen, die die Geschmacksknospen zum Jubeln bringen – vom Limonenseitling mit Zimt bis hin zu Schweinebäckchen mit Rhabarber. Amerikanisch-japanische Fusionsküche, kombiniert mit Brooklyn-Charme findet man im House of Small Wonder in Berlin-Mitte. Tipp: der „All Day Brunch“, der neben süßen Frühstücksklassikern auch Herzhaftes wie ein japanisches Frühstück mit Onigiri und Miso-Suppe umfasst.

Currywurst-Patriotismus

High-End-Food hin oder her – geht es um Berlin, darf ein Gericht natürlich nicht ausgeklammert werden: die gute alte Currywurst. Nicht, dass die Berliner sie ständig essen würden – heilig ist sie ihnen dennoch, immerhin gilt sie als kulinarisches Wahrzeichen der Stadt. Wer in Berlin behauptet, er hätte schon woanders bessere Currywurst gegessen, begibt sich auf dünnes Eis. Immerhin wird die echte Berliner Currywurst sogar nach eigenem Rezept hergestellt – seit einer Vorgabe der Landesbehörde im Jahr 1967 darf die Basis ausschließlich aus feinen, ungepökelten Bratwürsten in hoher Qualität bestehen. Kein Wunder, dass der Currywurst-Patriotismus der Hauptstädter derart kompromisslos ist. Weshalb man ihnen hinsichtlich der Top-Adressen vollstes Vertrauen schenken kann: Nummer eins in Kreuzberg ist Curry36, wo es nicht nur schnell geht, sondern nebst der perfekten Wurst mit Sauce auch noch exzellente Pommes auf der Pappe landen.
Am Prenzlauer Berg wiederum wandern bei Konnopke’s Imbiss seit 1930 Currywürste
über die Theke – ein Laden, der neben Top-Qualität auch mit urigem Berliner Charme punktet und nicht zuletzt deshalb sowohl Einheimische als auch Touristen anlockt. Als beste Currybude Westberlins (und die mit der höchsten Promidichte) gilt Bier’s Kudamm 195 in Charlottenburg. Hier wird – zum Unmut vieler Currywurst-Patrioten – sogar Champagner ausgeschenkt.

Wer mit Streetfood liebäugelt, sollte sich den Preußenpark nicht entgehen lassen, eine der grünen Oasen Berlins und Lieblingsausflugsziel vieler Einheimischer. Mittlerweile als Thaiwiese bekannt, findet man hier wochenends den größten Thai-Streetfood-Markt Deutschlands. Hier kostet man sich durch aromatisch-scharfe Kreationen aus 60 verschiedenen, kleinen Outdoor-Küchen, um sich nachher auf der Liegewiese des Parks ein Verdauungsschläfchen zu gönnen oder einfach nur das bunte Treiben rundum zu genießen. Decke und kühle Drinks nicht vergessen!

Tick, tack: Die 24 Segmente der Urania-Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz stehen für die Zeitzonen der Erde. Bereits seit ihrer Installation 1969 fungiert sie als beliebter Treffpunkt für Berliner und Touristen. (Foto: Peter Jesche/adobe.stock.com)

Ein Feuerwerk an Festivals

Gerade in den Frühlings- und Sommermonaten bietet es sich an, seinen Berlin-Trip gleich mit einem Festival zu kombinieren. Definitiv sehenswert: der Karneval der Kulturen, ein viertägiges Straßenfest am Pfingstwochenende (26. bis 29. Mai), an dem 5.000 Akteure aus aller Welt die Hauptstadt noch bunter machen.
Kunstliebhaber legen ihre Berlinreise am besten in die Zeit vom 13. bis 17. September – die Berlin Art Week gilt nicht umsonst als absoluter Höhepunkt des Berliner Kunstjahres. Zum leuchtenden Augenschmaus wird die deutsche Hauptstadt schließlich im Oktober (6. bis 15.), wenn beim Festival of Lights zahlreiche Wahrzeichen, Plätze und historische Orte bunt beleuchtet und Lichtkunst-Projektionen musikalisch untermalt werden. Eines der bekanntesten Festivals Berlins, das 2023 bereits zum 19. Mal über die Bühne geht und traditionell unter der Schirmherrschaft der regierenden Bürgermeisterin steht.

 

von Anja Fuchs

Beitragsbild: Bartolomiej Pietrzyk/Shutterstock