Die Rennhofers sind Wirtsleute, die ihre Liebe zur Heimat und zu den Produkten der Bauern ihrer Umgebung mit Herzenswärme und Eigengeschmack seit Hunderten Jahren weitergeben.
Wenn in einem Wirtshaus Regionalität und Gemütlichkeit die natürlichste Sprache der Welt sind, fehlen eigentlich nur noch sympathische Wirtsleute und eine altsteirische Kuchl. Beides findet sich in der Joglland-Waldheimat wieder, wo die über 100 Jahre alte Feistritztalbahn von Weiz nach Birkfeld schnauft. Eine Legende besagt, dass einst Kaiserin Maria Theresia den Begriff „Joglland“ erfunden hat. Während einer Kutschenfahrt durch die oststeirische Region habe sie erfahren, dass nahezu alle Buben und Männer des Landstrichs „Jogl“ (umgangssprachlich für Jakob) hießen. Später kam der Begriff der „Waldheimat“ dank Dichter und Schriftsteller Peter Rosegger hinzu. So viel dazu.
Zurück an den Herd!
Die berühmten Sterztage hat Elisabeth Rennhofer, Köchin aus Leidenschaft im Wirtshaus Gallbrunner in Waisenegg bei Birkfeld, gerade erst hinter sich gebracht. „An den legendären Sterzwochenenden in der ersten Märzhälfte stehen 15 verschiedene Sterzarten – von Brennsterz bis Brettlersterz – nach alten Rezepten auf unserem urigen Holzofen am Programm“, erklärt die Wirtin, die in fünfter Generation mit Hausherr Karl Rennhofer das Traditionshaus führt. Am knarzenden Boden haben sie selbst schon und später ihre Kinder gespielt. Mittlerweile agiert Tochter Corinna als Meisterin der Süßspeisen ebenfalls in der Küche.
Von Gourmetführer Gault&Millau im Vorjahr als „Wirtshaus des Jahres“ ausgezeichnet, fühlen sich die Rennhofers in ihrem Tun bestätigt: Man hält das großmütterliche Sonntagsgefühl in der Gaststube hoch – mit Knofl, Kümmel, knusprigem Bratl, „zammglegten“ Knödel (das ist gekochter und zu einem Päckchen gefalteter Strudelteig, gefüllt mit Brotbröseln und Grammeln), fermentiertem Grubenkaut als Regionsoriginal und allerlei Herzhaftem wie gebackene Käferbohnenkrapferl und die fein gewürzte Erdäpfelwurst. Zur ländlichen Reinkultur gesellt sich eine weitere Besonderheit. Tochter Andrea und Schwiegersohn Robert brauen seit 2016 in der familieneigenen Kleinbierbrauerei das „Joglland Hoamatbräu“.
Knuspriges Bratl, „zammglegte“ Knödel und Grubenkraut. Herz, Bauch, Gaumen – was wollt ihr mehr?
Mit Sorgfalt entsteht hier helles und dunkles Naturbier, nicht filtriert, nicht pasteurisiert. Das hauseigene Rezept aus feinstem Bergquell, Hopfen und Malz umrahmt den Schweinsbraten aus der Kasserolle ebenso wie die vegetarischen Gerichte und die traditionell im Holzofen gebackenen Schwarzbrotlaibe (immer donnerstags). Übrigens: Allein, wenn man Hausherr Karl vom Schweinsbraten seiner Frau schwärmen hört, ist Zungen-Aquaplaning bei den Gästen vorprogrammiert. Als Verdauungsunterstützung sorgt ein Hirschbirnenschnaps aus dem ungefähr eine halbe Stunde entfernten Pöllauer Tal. Was im Joglland außerdem vom Völlegefühl ablenkt? Wanderwege und die Aussicht darauf, gleich ein paar Tage hier zu verbringen. Familie Rennhofer betreibt in Fußweite ihres Wirtshauses nämlich auch ein Feriendomizil, den sogenannten „LUST-Troadkasten“. Der Troadkasten, der früher als Getreidespeicher diente, wurde im Einklang mit der Natur revitalisiert und mit Liebe zum Detail ausgestattet. Außerdem ist er Beweis dafür, dass sich im Urlaub Holzherd und Zentralheizung nicht ausschließen. Beim reichhaltigen Gallbrunner-Genießerfrühstück riecht man es dann schon wieder: das Sonntagsbratl.
Rezept: Grubenkraut
Zutaten für 4 Personen:
½ kg Grubenkraut aus dem Joglland
Salz
Pfeffer
Lorbeerblatt
Wacholderbeeren
Kümmel
50 g Bauchspeck
4 EL Grammeln
Schmalz
Zubereitung:
Das Grubenkraut in feine Streifen schneiden und mit den Gewürzen in Salzwasser weichkochen. Die Flüssigkeit, die dabei entsteht, abgießen. Anschließend den Speck in kleine Würfel schneiden und in Schmalz knusprig braten, Grammeln dazugeben und etwas anbraten lassen. Zum Schluss alles über das Grubenkraut gießen und gegebenenfalls zum Schweinsbraten oder einer Erdäpfelwurst servieren.
Inspiriert vom Wirtshaus Gallbrunner: gallbrunner.at
von Tina Veit-Fuchs
Beitragsbild: Bernhard Bergmann