„Ich meditiere im Stein“ – Skulpturenpark in memoriam Eike Böhme

Schoiswohl
Überlebensgroß, filigran, nackt. Der Bildhauer Ferdinand Böhme aus Bad Mitterndorf im Ausseerland-Salzkammergut schafft am Fuße des Grimming-Massivs marmorne Kunstwerke. Landschaft und Ruhe sind seine Inspiration.
„Der Stein ist die Königsdisziplin der Bildhauerei. Man kann ihn nur reduzieren.“
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Foto: Schoiswohl

Ferdinand Böhme steht im Garten vor seinem Haus in Bad Mitterndorf. Der Grimming ragt in der Ferne über 2.300 Meter in den Himmel, der Salzabach plätschert leise in der Nähe. Mannshohe Skulpturen und unbehauene Steinblöcke – Untersberger, Carrara-, Sölker oder Krastaler Marmor –, tonnenschwer stehen sie unter den Bäumen im Garten. Kraftstrotzend und strahlend. Wie Böhme.

Stein ist Bildhauer Böhmes Material, selten auch Bronze oder Holz. Überlebensgroße Geschöpfe sind das Ergebnis seiner Arbeit. Bis vor zwei Jahren standen sie im Garten. Jetzt säumen sie den Spazierweg vor dem Haus. Eingebettet in grüne Naturnischen, bepflanzt mit seltener heimischer Flora, leuchten „Judith und Holofernes“, „Mephisto“, „Alter Egon“ oder „Lucifer“ im 2014 eröffneten Eike-Böhme-Memorium-Skulpturenpark. „Der Park ist ein Gedächtnis für meinen Vater.“ Eike Böhme wollte am angrenzenden Nachbargrundstück seinen Lebensabend verbringen. 2012 verunglückte er tödlich. Sein Sohn, einer von vieren, investiert das Erbe in die Öffentlichkeit:

„Mein Vater hatte immer ein offenes Ohr für Menschen mit Visionen und guten Ideen. Er hat sie unterstützt. Ich wahre diese Tradition.“
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Foto: Schoiswohl

Neben dem Park revitalisiert Böhme 2012 den Woferlstall im Bad Mitterndorfer Ortszentrum, einen Veranstaltungsraum für die Bevölkerung. Konzerte, Bauernmärkte, Hochzeiten, Kinovorstellungen. „Jeder kann dort veranstalten, was er will“, sagt er.
Auch der Skulpturenpark steht anderen Kunstschaffenden offen – sie sollen den Park gemeinsam mit Böhmes Werken füllen und die Bildhauertradition des Ortes weiterführen. „Bad Mitterndorf ist für die Bildhauerei ein wichtiger Fleck“, erzählt Böhme, der in Hallein die Bildhauerschule besucht, in Salzburg und Linz studiert und u. a. in den Marmorbrüchen von Makrana in Rajahsthan, Indien, gearbeitet hat. Ein römisches Relief mit drei Nymphen, heute im Grazer Joanneum untergebracht, stammt aus Heilbrunn, nur 20 Gehminuten von Böhmes Haus entfernt. Die Bad Mitterndorfer Pfarrkirche ziert ein barocker Holzaltar des Bildhauers und Malers Johann Fortschegger. „Zuerst die Römer, dann Fortschegger, jetzt ich. Ich lebe seit über 20 Jahren hier und werde hier sterben. Wenn ich etwas für Bad Mitterndorf tun kann, dann dass man hier ein Vorzeigebeispiel für Bildhauergeschichte im Steirischen Salzkammergut schreiben kann.“

Die „Stoaklopfer“ unterm Grimming

Böhme veranstaltet Symposien, lädt Gleichgesinnte zum gemeinsamen Schaffen in sein Refugium. Unterm Grimming hauen die „Stoaklopfer“ in der Sommerakademie ihre Visionen in Stein. „Im Sommer führe ich ein Open House, im Winter meditiere ich im Stein. Ein weißer Winter ist wie eine weiße Leinwand für den Geist. Das mag ich.“ Aus dem Salzkammergut mit seinen Bergen und Seen schöpft der Bildhauer und Vater zweier Töchter seine Kraft und seine Ideen. „Es ist ein guter Grund und Boden für Künstler. Die reine Natur, die knackige Luft, die Ruhe – das ist irrsinnig inspirierend.“

MARIA SCHOISWOHL

Der EIKE-Skulpturenpark

 

Beitragsbild: Maria Schoiswohl