Aus dem Vollen schöpfen

Alles isst gut: Herbst ist in der Steiermark und da biegen sich die Bäume, Reben und Tische unter ihrer geschmackvollen Pracht. Also: zugreifen und genießen.
1853-kuerbisse-im-weinlan1d

Foto: www.bigshot.at/Christian Jungwirth

Als Steirer oder in der Steiermark wohnhafter Mensch braucht es manchmal erst einen Besuch von außerhalb der ob der Aussicht von den steirischen Weinhügeln freudig ausruft: „Wow, wie schön!“, um sich zu erinnern: Die Steiermark strotzt nur so vor großartigen Produkten und traumhaften Plätzen, an denen sich der herbstliche Picknickkorb wunderbar auspacken lässt und die Seele zu baumeln beginnt.

600

Foto: Feldbacher Fruit Partners/Steirerkren/ikarus.cc

Im Takt der im Wind sanft wiegenden Baumkronen und begleitet von Aromen vom Kürbiskernöl bis hin zur Buchtel, deren Zuckerhäubchen süß in der Nase kitzelt. Ja, im Herbst sollte man es in der Steiermark wie Helmi halten: „Augen auf, Ohren auf.“

Denn was es hier zu entdecken und verkosten gibt, passt fast nicht auf eine Kuhhaut beziehungsweise Picknickdecke.

 

Gut gefülltes Körbchen

Da wäre zum einen einmal der steirische Apfel: Aushängeschild der Oststeiermark, die Genießer in ganz Österreich mit Vitaminen aus der Steiermark versorgt. Das besondere Klima in der Region sowie die Temperatur-unterschiede zwischen Tag und Nacht bewirken eine volle Aromatik im Apfel sowie ein feines Süße-Säure-Spiel, das sich pur, mit einem festen Biss in den gar nicht einmal so sauren Apfel ebenso wie als Strudel oder auch als Brand oder Most wunderbar macht. Zudem senkt der Verzehr von Äpfeln auch noch das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen, bindet Giftstoffe und Cholesterin im Darm und wirkt sich durch den hohen Kaliumgehalt positiv auf den Elektrolythaushalt aus. Das sind die Hard Facts. Wie sehr sich so ein herzhafter Biss in den steirischen Apfel mit freien Gedanken und Herbstsonne im Gesicht positiv auf die Seele auswirkt, ist nicht messbar. Aber das macht auch nichts.

3024_c_steiermark_tourismus_ikarus-cc

Foto: Steiermark Tourismus / ikarus.cc

Hauptsache, erlebbar ist es, dieses kulinarische Vakuum vom Alltag.

Vielleicht erfolgt der süße Bissen Freiheit ja sogar in einem der steirischen Weingärten. Denn die Winzer der Region bieten unter anderem Pakete an, in denen ihre Gäste mit einem prall gefüllten Picknickkorb einfach einmal schnell in die malerische Landschaft geschickt werden.

Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht tun übrigens nicht nur den Äpfeln, sondern auch den Trauben gut. Diese als Wein in Flaschen gefüllt punkten dann mit vibrierender Frucht und feiner Säure, die die Seele nicht nur baumeln, sondern auch ein Stückchen hochspringen lässt. Wer es vor dem Apfel gerne noch ein wenig deftig mag, der hat nicht minder die Qual der Wahl. Was darf es sein? Weststeirisches Turpoljeschwein, Weizer Berglamm, Rindfleisch vom hiesigen Almo-Ochsen oder gar ein Sulmtaler Hendl? Oder vielleicht doch ein Fisch?

4852_c_steiermark_tourismus_ikarus

Foto: Steiermark Tourismus / ikarus.cc

Schließlich bieten die obersteirischen Seen eine reiche Palette vom Ausseerland-Seesaibling über Reinanke und Forelle bis hin zum Karpfen an.

In der Gemüsefraktion sieht es in den steirischen Landen nicht minder bunt aus. Allen voran natürlich mit der elegant lila gesprenkelten Käferbohne, die schon so manchem Gast in Kombination mit saurem Rindfleisch, konzentriertem Kernöl und Zwiebeln ein genussvolles „Ohhh“ entlockt hat.

Der Feinkostladen Österreichs

Auch Vegetarier kommen im grünen Herzen der Alpenregion bestimmt nicht zu kurz. Immer
noch in der pikanten Welt unterwegs, bietet sich hier, alleine was den regionalen Käse betrifft, eine schier unendliche Auswahl vom Murtaler Steirerkäs über den „Weltmeister-Käse“ von Erzherzog Johann, Mostkäse, Bierkas bis hin zum delikaten Bauernkäse aus Rohmilch.

Dazu vielleicht der Evergreen vom Gemüsefeld: der Grazer Krauthäuptl. In Kombination mit etwas Kernöl, und ein paar Hirschbirnen oder auch schwarzen eingelegten Nüssen zur Komplettierung des Hochgenusses gefällig? Man sieht – mit nur einem Picknickkorb ist das kulinarische Erlebnis Steiermark noch lange nicht gegessen. Da wären nämlich noch die feinen Essige von hiesigen Produzenten, die Produkte von der Tomate über den klassischen Apfel bis hin zur Himbeere in fein-saure Geschmackserlebnisse verwandeln.

Für letzteren sind gleich mehrere Kilogramm an frischen Himbeeren nötig, um Essig in der Qualität zu produzieren, wie es sich die Steirer nun mal auf die Fahnen geheftet haben. Auch diese gehören in ihrem Variantenreichtum verkostet – am besten in Kombination mit frisch gebackenem steirischem Schwarzbrot und dazu vielleicht noch mit einem Schwammerlgulasch aus hiesigen Eierschwammerln, die es heuer ja besonders gut mit uns meinen und nicht nur einen, sondern schon eine ganze Menge an Körbchen fleißiger Schwammerlsucher prall gefüllt haben.

Die Herrenpilze genießt man am besten gebraten oder gebacken. Vielleicht zum steirischen Wild, das auch bald wieder Saison hat. Womit wir wieder beim Fleisch wären, in dessen Welt der steirische Vulcano-Rohschinken natürlich nicht fehlen darf.

 

5057_c_steiermark_tourismus_schiffer

Foto: Steiermark Tourismus / ikarus.cc

Süßes Finale

Der genussvolle Biss in die Buchtel oder den Apfelstrudel aus steirischen Äpfeln markiert den krönenden Abschluss des „Geschmackserlebnises Steiermark“. Wobei … eigentlich auch nicht ganz. Denn so einen feinen Zirbenbrand über Williams-Birnenbrand bis hin zum steirischen Whiskey sollte man sich nicht entgehen lassen, bevor man sich entlang der Picknickdecke entspannt zurücklegt. Ein bisschen streckt und durch die leicht verfärbten Blätter der steirischen Eiche in die Sonne blinzelt.

Gelüstet es jetzt nach einem Gläschen Muskateller mit einer feinen steirischen Brettljause und dann vielleicht noch ein wenig Schokolade oder Gebäck aus steirischer Produktion? Dann hat der Artikel seinen Auftrag erfüllt: die Schönheit der Steiermark, und das nur von ihrer kulinarischen Seite vor Augen zu führen.

Diesen Artikel fertig zu tippen und das ganz ohne Brettljause, Vulcano-Schinken und steirisches Sauvignon-blanc-Achterl in Reichweite war jedenfalls schon eine veritable Herausforderung.

NINA WESSELY

Beitragsbild: Steiermark Tourismus GmbH