Coober Pedy – Die mysteriöse Opalstadt Down Under

Coober Pedy | Foto: iStock/Creative_Curve
Drei Viertel aller weißen Opale weltweit werden in Coober Pedy gefunden: Die australische Stadt im Outback hat sich auch deshalb unter die Erde zurückgezogen. Denn dort unten ist es zumindest erträglich kühl, sagte schon Crocodile Harry. Er hatte recht.

Stadt ist ein großes Wort. Doch 840 Kilometer nördlich von Adelaide und 700 Kilometer südlich von Alice Springs, mitten im gleißenden Nichts des Outback, machen auch 2.000 Menschen schon eine beträchtliche Menge aus. Denn vorher und nachher ist wenig, von gelegentlichen Roadhouses (mit Tankstelle und Chips ohne Fisch) abgesehen. Zumindest die Zufahrt in die Opal-Hauptstadt der Welt, der Stuart Highway, ist seit 1987 asphaltiert. Und glüht, vor allem im Sommer, wenn die Temperaturen im Schatten auf über 40 Grad steigen.

Coober Pedy | Foto: iStock/Fotofrietz16

Ohne Blower keine Opale – Riesen-blasbalge mit Motorkraft. Foto: iStock/Fotofrietz16

Bloß Schatten ist kaum zu finden. Und so haben die Leute schon bald begonnen, es sich unterirdisch gemütlich einzurichten, wenn sie schon unbedingt bleiben und reich werden wollten. 45 Nationalitäten sprechen alle irgendwie Englisch – rund 60 Prozent der Bevölkerung sind Glücksritter aus aller Welt, viele aus Süd- und Osteuropa, die nach dem Zweiten Weltkrieg einen neuen Anfang suchten. Die sogenannten Dugouts (Wohnhöhlen) wurden zunächst noch händisch in die rote Tonerde gebuddelt, mittlerweile geht es mit selbst gebastelten Tunnelbaumaschinen, den sogenannten Blowers, entscheidend schneller. Und davon gibt es genug, seit 1915 die ersten Opale geschürft wurden: Kupa-Piti, „das Loch des weißen Mannes“ in der Sprache der Aborigines, hat seinen Reiz bis heute nicht verloren.

Coober Pedy: Hier ist nichts wie irgendwo sonst

Die lange Reise dorthin ist eine kurze Reise zur inneren Ruhe. Brummelnde Ablenkung bieten bloß gelegentliche Roadtrains, zwanzigachsige Ungetüme mit drei Anhängern, die oft schon halbe Stunden vor der Begegnung am flimmernden Horizont auftauchen und nachts neonbeleuchtet glitzern wie ein Rummelplatz.

Coober Pedy | Foto: iStock/BeyondImages

Kilometerlange Züge in Schrittgeschwindigkeit. Foto: iStock/BeyondImages

Salzseen zwischen den Hügelketten der Stuart Range, Grasbüschel und unendliche Weiten: Wüsteneinwärts würde man irgendwann auf den legendären Dog Fence stoßen, der mit über 5.000 Kilometer länger als die chinesische Mauer ist und Dingos von südaustralischen Farmen fernhalten sollte. Ab und zu ein Waran, bisweilen ein paar Emus. Kaum mehr Kängurus, denen ist es längst zu trocken. Und irgendwann tauchen dann die ersten künstlichen Hügel auf, Abraumhalden, ein gewaltiges Feld aus riesigen Maulwurfshügeln in Ocker.

Bizarr ist vieles hier: Gras gibt es nirgends, weil selbst das Wasser an den Zapfsäulen neben den Tankstellen gar nicht wenig kostet. Golf spielt man trotzdem, meist abends, bis in die sternklaren Nächte hinein, mit Leuchtbällen und einem Büschel künstlichem Gras für den Abschlag im Gepäck. Die Coober Pedy Saints wiederum, die Australian Football spielen, haben weite Wege für ihre Heimspiele in der Far North Football League – denn herkommen wollen die anderen Teams nur ungern.

Coober Pedy | Foto: iStock/Fotofritz16

Höhlenkirchen und Opaltempel: Die Spiritualität des Outback hat viele Gesichter. Foto: iStock/Fotofritz16

Der Friedhof ist voll von Exzentrikern wie Crocodile Harry, eigentlich Baron Arvid von Blumental und deutscher SS-Mann, die in der wilden Mitte Australiens ein neues, ungestörtes Leben beginnen konnten – seine Wohnhöhle wurde zur apokalyptischen Filmkulisse für „Mad Max“ und „Pitch Black“, die wie „Priscilla – Königin der Wüste“ oder „Ground Zero“ hier gedreht wurden, weil hier nichts so ist wie irgendwo sonst.

Und so bleibt tagsüber ein Besuch in den spektakulären Höhlenkirchen wie St. Peter & Paul oder der orthodoxen Kathedrale der serbischen Gemeinschaft. Oder Bummeln im Underground Book Store oder der Underground Gallery des Desert Cave Hotel. Dazu Shopping in einem der 30 Opalshops, nachdem man in historischen Bergwerken wie der Uumona Mine Grubenluft geatmet hat. Oder zum Vergleich in Tom’s Working Mine, wo Jack, ein alter Schotte, heute täglich Führungen macht: „Wo die Opalader wirklich verläuft, ist reine Glückssache.“ Dynamitstangen mussten übrigens vor dem Betreten des örtlichen Kinos abgegeben werden, wie Schilder aus Pionierzeiten besagen.

Unten buddeln, oben noodln

Coober Pedy | Foto: iStock/fotofritz16

Glänzende Souvenirs: Opale gibt es in Coober Pedy in jeder nur erdenklichen Form zu kaufen. Foto: iStock/fotofritz16

Heute haben die wenigsten Besucher mehr eine dabei. Denn Noodling, das ist das Wühlen in ausgewiesenen steinigen Resthaufen der professionellen Opalsucher, ist längst zum Sport geworden, um gratis ein paar Opale zu ergattern – die 5-kg-Brocken sind sowieso längst im Museum. Mittlerweile sind hier über 70 Opalfelder bekannt, doch großflächiger Abbau ist gesetzlich schwierig geblieben: Im Ortsgebiet selbst sind neue Minen streng verboten, womit manche Wohnungen erstaunlicherweise über 40 Schlafzimmer haben – denn Wohnraum darf jeder weiter schaffen, und manche geheime Schürferei wird simpel als Hausbau deklariert, wie Jack klarstellt.

Einen Claim kann immer noch jeder anmelden, am Rathaus von Coober Pedy, egal ob Australier und Tourist. Jedem Prospektor stehen zunächst einmal gerade 15,3 Quadratmeter zu, das kostet rund 30 Euro Verwaltungsgebühr. Teuer wird es erst danach: Die monatlichen Fixkosten für Maschinenmiete, Sprengladungen und Treibstoff liegen bei rund 2.600 Euro, ohne jede Garantie auf das weiße Gold.

Und so ist der Boden mit über 250.000 Schächten gelöchert, nur wenige davon wirklich abgesichert, viele verlassen und verweht oder mit morschem Gebälk belegt: eine rötliche Mondlandschaft, in der so mancher Liebhaber bizarrer Landschaften verschwunden und bisweilen nie wieder aufgetaucht ist. Down Under in Coober Pedy kann ganz schön wehtun.

 

Info
Visum für Australien: für EU-Bürger erforderlich;
für Aufenthalte bis drei Monate kostenfrei, aber vorher elektronische Registrierung erforderlich
www.eta.immi.gov.au

www.cooberpedy.sa.gov.au/tourism
www.cooberpedy.net

GÜNTER SPREITZHOFER

Beitragsbild: iStock/Creative_Curve