Das glückliche Kopenhagen – Eine kleine Liebeserklärung

Kopenhagen | Foto: Martin Heiberg
Zwischen Smørrebrød und Schlichtheit ist Kopenhagen zu Hause. Hygge können in Dänemark ja viele, aber diese Stadt verströmt unaufdringlich schicke Gemütlichkeit wie Venedig seinen Brackwasserduft bei Nebel. Eine kleine Liebeserklärung.
Kopenhagen | Foto: Unsplash

Die Markthalle Torvehallerne Kbh ist ein Must-go für Foodies! Foto: Unsplash

Es gibt viele Orte, die einen empfangen wie ein guter Freund, aber in Kopenhagen hat man das Gefühl, die Stadt umarmt Touristen und Einheimische mit derselben Herzenswärme. Hygge (Gemütlichkeit) und hjerte varme (Herzenswärme) – was für eine flauschige Kombination! Aber nicht nur das Herz schreit hier „Hurra“ und „Hossassa“. Es gibt wohl nirgendwo sonst so viele Menschen, die mit einer untrüglichen Stilsicherheit und Liebe für unglaublich gutes Design auf die Welt gekommen sind, wie in Kopenhagen.

Wenn sich eine Reise ob der schönen, freundlichen Menschen schon lohnt, erscheint jede weitere Entdeckung als Draufgabe. Noch dazu, wenn hier die meisten Lokale und Stores sieben Wochentage geöffnet haben. Der Liebreiz findet im Kaufhaus Illums Bolighus direkt in der Innenstadt seine Fortsetzung. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt – vom Löffel bis zur Kleidung geballtes Kopenhagen-Design unter einem Dach. Wer Wert auf schicke Sachen legt, sollte hier für einen kurzen Bummel durch die Stockwerke mindestens zwei Stunden einplanen.

Ausdauernde schlendern noch weiter zu Bredgade, der Antiquitäten- und Galeriestraße des Zentrums. Tipp für Fashion-Victims: Ganni in der Store Regnegade 12. Raffinierte Schnitte, die in abgewandelter Form an funktionale Outdoorkleidung erinnern – bloß in sehr, sehr fesch. Gut möglich, dass Sie nun platt vom Radeln – in Kopenhagen muss man unbedingt Fahrrad fahren! – und von der Flut an Eindrücken sind. Dann ist es höchste Zeit für etwas Süßes. Oder viel Süßes. Schoki! Seit Jahrzehnten verbirgt sich in einem kleinen Souterrain, Bred­gade  14, ein ganzes Schokoladenreich mit den besten Ingwer-Pralinen der Stadt. Die Köstlichkeit wird seit 80 Jahren vor Ort mit viel Liebe hergestellt und könnte nicht frischer zubereitet sein. Am besten, man gönnt sich nicht nur selbst welche, sondern packt auch gleich ein paar kalorienhaltige Souvenirs ein. Auch ein Hit: Conditori La Glace, die seit 1870 besteht.

Belegte Brötchen 4.0

Ein süßer Magen schreit nicht selten nach etwas Pikantem. In zahlreichen Delis auf dem Weg durch die Stadt gibt’s richtig gute Snacks wie Fish & Chips aus der klassischen Papiertüte oder Smørrebrød, eine dünne Scheibe Roggenbrot, die unter Beweis stellt, dass man erstens noch nicht wusste, wie viel Belag auf ein einziges Brot passt, und zweitens eine Zeit lang sabbernd vor den Vitrinen verweilt, weil die Auswahl an kreativem Belag schier unendlich scheint. Eine der besten Smørrebrød-Adressen ist das Hallernes in der Torvehallerne Kbh, einer Markthalle, die alle kulinarischen Stückerl in High-Quality spielt.

Kopenhagen | Foto: Martin Heiberg

Der „Schwarze Park” im Stadtteil Nørrebro, ein Multikulti-Viertel mit vielen Cafés, ist eine architektonische Besonderheit. Foto: Martin Heiberg

Tipp: Foodies erleben die Vielfalt dieser Stadt komprimiert bei einer vierstündigen Food-Tour, Kostproben inklusive. Hinter dem Hauptbahnhof, Richtung alter Schlachthof im Meatpacking District, hat sich zudem eine alternative Gastro-Szene entwickelt, die Genussaffine zum Schwärmen bringt. Mehr als 50 kreative Food-und Bar-Konzepte haben sich alleine dort, abseits vom Sternejubel im „Noma“, „Geranium“ und Co, etabliert. Ein Place-to-be ist u. a. die Kødbyens Fiskebar – wie der Name schon sagt eine Fischbar, geführt von Anders Selmer, dem besten Freund des international gefeierten Küchenchefs René Redzepi.

Das Restaurant in schlichter Industrie-Kulisse wurde zu Recht in der New York Times und dem Wall Street Journal „zum besten und angesagtesten Fischrestaurant in Kopenhagen“ gekürt und ist, obwohl modern, noch kein Hipster-Magnet. Der Muscheltopf ist eine Wucht! Dazu ein Glas vom Arwen 2010 – dänischer Sauvignon blanc, den der Hausherr auf einer Insel zwei Stunden von Kopen­hagen entfernt anbaut. Nächtigungstipp gleich ums Eck: Im Hotel Central steht exakt ein Bett in einem Zimmer über einem Café mit fünf Stühlen. Das Mini-Hotel von Jacob Kamp und Leif Thingtved­ bildet die Gemütlichkeit der Stadt in Kleinformat ab. Für das Frühstück geht’s ins wenige Hausnummern entfernte Granola.

Hip & cosy

Kopenhagen | Foto: Nyhavns Færgekro

Dänische Bodenständigkeit beim Fischessen im Nyhavns Færgekro. Foto: Nyhavns Færgekro

Mehr Bodenständigkeit erlebt man im Nyhavns Færgekro und seinen historischen Zimmern, in denen sich einst das legendäre Dampfschiff „White Star Line“ befand. Hier diniert man gemütlich am reichhaltigen Buffet mit mehr als zehn hausgemachten Heringsspezialitäten. Außerdem offenbart sich eine Auswahl an 20 verschiedenen Aquavit-Spezialitäten, die aus ausgewählten Beeren und Kräutern wie Johanniskraut, Waldmeister und Schafgarbe hergestellt werden. Ein anschließender Spaziergang am Nyhavn vollendet im Sommer wie im Winter jeden Kopen­hagen-Besuch. Hier plaudert man mit Einheimischen oder trinkt sein mitgebrachtes Bier an der Kaimauer, an der schon Hans Christian Andersen stand, „Die Prinzessin auf der Erbse“ schrieb und glücklich war.

 

TINA VEIT-FUCHS

Info
Alles Wissenswerte über die lebens­werteste Stadt der Welt auf der Plattform „Visit Denmark”
www.visitdenmark.de

 

Beitragsbild: Martin Heiberg