Mit Respekt und Genuss

Mit Respekt und Genuss | Grafik: Irish_Design/Shutterstock
„Enkeltauglich leben“ – wer hinter diesem Begriff nur einen Appell von und an Silver Surfer versteht, hat nichts verstanden. Wir alle sind aufgefordert.

Wie auch immer es passieren konnte, dass die Bezeichnung „Weltverbesserer“ zum Schimpfwort degradiert wurde … Wir wissen inzwischen längst, dass unsere Erde genau diese Spezies dringend benötigt. Nämlich jene Menschen, die sich im Sinne Sokrates’ (siehe Zitat unten) selbst bewegen und nicht nur den Mund auftun.

Denn „enkeltauglich leben“ heißt, den nächsten Generationen vorzuleben, wie wir ihnen eine Welt hinterlassen können, für die wir uns nicht schämen müssen. Es wird künftig nicht mehr darum gehen, möglichst viel Geld, Häuser, vielleicht sogar Jachten zu vererben, sondern das, was uns alle letztlich am Leben erhält: ein Verantwortungsgefühl und Respekt gegenüber der Natur und Dankbarkeit für diese reiche und fruchtbare Basis, die wir hier im Westen vorfinden – und daraus resultierend eine möglichst gesunde Umwelt.

„Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen.“ Sokrates

Vielleicht haben die vergangenen Monate, in denen sich die Luft von unseren Abgasen erholt hat und viele wieder selbst gekocht haben, den Blick geschärft – dafür, dass „enkeltauglich leben“ nicht Askese, sondern mehr Zeit für wirklich wichtige Dinge und Lebensqualität bedeuten könnte. Deshalb: „Enkeltauglich leben“ entdecken, mitspielen, Welt verbessern und gemeinsam retten.

Mobilität – Bike, Auto, Bahn…

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Foto: Ich bin dann mal raus hier/Pixabay

Die Zeit des Lockdowns hat gezeigt, dass viele Autofahrten und Flüge nicht sein müssen. Konferenzen sind online möglich, Homeoffice ebenso. Ja, „echter“ Kontakt ist notwendig für uns Menschen und auch fürs Business, aber nicht immer und bei allen Terminen. Mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, entspricht bereits einem kleinen oder auch größeren Workout – für das man kein Fitnessstudio-Abo braucht. Das Auto als Prestigeobjekt hat hoffentlich bald ausgedient: Jugendliche sind heute punkto Carsharing sehr offen eingestellt und schätzen verfügbare „Öffis“. Das Buch zum Spiel „Enkeltauglich leben“ animiert dazu, ein Fahrzeug so lange wie möglich zu nutzen, da die Produktion die meisten Ressourcen frisst: „Ein älterer Benziner kann eine bessere Klimabilanz aufweisen als ein neues E-Auto, das nur mit Ökostrom geladen wird.“

TIPP: Nutzen Sie den CO2-Rechner auf quarks.de

Regional essen. Garten, Bauernladen, Fleisch…

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Selbst zu kochen, wurde in den letzten Wochen wieder zur Tugend, und viele schätzen es seither, dass im Bauernladen um die Ecke alles dringend Benötigte vorhanden ist. Aber auch das eigene Gemüse am Balkon oder im Garten zu ziehen, ist wieder im Trend, was sich positiv aufs Klima auswirkt, denn, so verrät das Buch: „Rund 15 Prozent der Treibhausgase entstehen aufgrund unseres Ernährungsverhaltens“ – mehr als durch den privaten Pkw-Verkehr! Den Fleischkonsum auf ein Mal pro Woche zu reduzieren und beim Einkaufen darauf zu achten, dass die Nahrungsmittel nicht weit transportiert werden mussten, hilft bereits. Saisonal, regional, im Bauernladen oder am Markt und bio einzukaufen, ist der Super-Jackpot für Umwelt und Gesundheit. Weniger Transporte, weniger Chemie, es unterstützt die heimische Landwirtschaft, fördert den Kontakt mit den Produzenten und das Verständnis für sie.

TIPP: klimatarier.com/de/CO2_Rechner

Kleidung – Tauschen, kaufen, leihen…

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Die Wegwerf-Mentalität zeigt sich sehr deutlich in der Modeindustrie. Dass hinter T-Shirts um fünf Euro menschenfeindliche Produktionsbedingungen und die Ausbeutung der Umwelt stehen, ist heute ein offenes Geheimnis. Die „Fast Fashion“ schwemmt mehrmals jährlich neue Kollektionen in die Geschäfte – was letztlich niemand braucht und dem Klima schadet. Hier können wir viel tun, indem wir uns einfach auf die Couch legen und: nicht shoppen und Kleider lange tragen. Wer Lust auf neues Gewand hat, organisiert eine Kleidertauschparty und freut sich über Gratis-Fundstücke von Freundinnen und Bekannten. Nicht alle  schätzen Kleidung vom Flohmarkt, aber es muss auch gesagt werden, dass die x-fach gewaschenen Teile weniger Schadstoffe enthalten als neue, die mit Chemie „ausgerüstet“ wurden. Auch in nachhaltig hergestellte Kleidung zu investieren, ist eine vernünftige Lösung.

TIPP: nachhaltig-in-graz.at/thema/einkaufen/faire-mode

Wohnen – Streamen, heizen, putzen…

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Foto: Luisella Planeta Leoni/Pixabay

Egal ob Miete oder Eigentum – Energie und Ressourcen zu sparen, geht immer. Schon mit der Raumtemperatur beginnt’s: Im Winter muss man nicht im T-Shirt daheim herumlaufen. Für ein angenehmes Raumklima sorgt Stoßlüften in der Früh und am Abend, und zwar das ganze Jahr über. Bekannt ist, dass Geräte auf Stand-by-Betrieb viel Strom fressen, laut der Buchautorin sind diese „für immerhin ein Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich“. Kaum ein  Thema wird so heftig verschwiegen wie das: Streaming ist ein klimaschädlicher Zeitvertreib. Es kostet wenig und ist via Smartphone immer und überall möglich – kann also nicht so schlimm sein? Die Verarbeitung hoher Datenmengen trägt zu 3,8 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes bei. „Das ist immerhin mehr, als die zivile Luftfahrt – als Klimasünder schlechthin bekannt – verursacht“, klärt das Buch weiter auf. Zum Wohnen gehört leider auch das Putzen: Ökologisch  erträglich sind Kern- oder Schmierseife, Natron, Soda, Essig – und basta.

TIPP: smarticular.net

Freizeit – Ausflüge, Urlaubsreisen und mehr…

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Foto: khamkhor/Pixabay

Am Wochenende mit dem Auto einen Ausflug zu machen, ist naheliegend? Vielleicht haben so manche in den letzten Wochen sozusagen gezwungenermaßen alte  Spiele, Hobbys und Beschäftigung zu Hause wieder aufgefrischt. Dem Klima tut’s gut. Auch die Urlaubsplanung wird im heurigen Jahr für viele anders aussehen. Selbst wenn Flüge und Kreuzfahrten wieder möglich sind, tut eine kritische Betrachtung auch hier not: ein Wochenende in Paris, Berlin, Barcelona – muss das  sein, nur weil wir’s können?

Wo beginnt für Sie individuell Urlaubsgenuss, wo hört er auf? Sich zwei Stunden durch die verstopften Gassen Venedigs zu kämpfen und am Katzentisch ein überteuertes Touristenmenü einzunehmen, ist wohl für niemanden ein Vergnügen. Die Welt, fremde Kulturen und Länder  kennenzulernen, gehört für die meisten zu den spannendsten Erfahrungen. Diese sind aber auch möglich, wenn man im Nachtzug anreist sowie Bus und  Carsharing nützt. Schon einmal über Wander- oder Radreisen nachgedacht? Langsamkeit und Bewegung bringen den ganz großen Erholungseffekt.

TIPP: wwf.at/de/reise

Buch + Spiel

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Cover: Mankau-Verlag

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Foto: Birgit Machtinger

Das kleine Büchlein mit großem Inhalt vom burgenländischen Mutter-Tochter-Gespann ist das offizielle Ideenbuch zur Initiative „Enkeltauglich leben” und  beschreibt ein Spiel, bei dem sich Menschen treffen und gesunde Verhaltensänderungen angehen. Anja Haider-Wallner und Mona Haider: So klappt’s mit dem  Welt-Retten. Kleine Veränderungen mit großer Wirkung. Mankau-Verlag

enkeltauglich-leben.org/buchspiel

 

 

 

 

CLAUDIA RIEF-TAUCHER