Kein leichter Job, den Gerhard Widmann als Geschäftsführer des Flughafen Graz in Zeiten von Corona macht. Wann werden wir wieder Überflieger sein? Die erfreuliche Nachricht: Die Signale für eine Ausweitung der Linienverbindungen stehen gut.
Langsam erwacht der Flughafen Graz. Welche Destinationen werden nach der Covid-19-Sperre aktuell angeflogen?
Widmann: Seit dem Wiederbeginn des regulären Flugbetriebs am 22. Juni 2020 mit den Flügen nach Wien ist auch Frankfurt wieder ein fester Teil des Flugplans. Während des Sommers wurden die Urlaubsdestinationen Brač (bis zur Erhöhung der Reisewarnstufe), Herakleon, Skiathos, Santorin und Rhodos (noch bis Anfang September bzw. Oktober) angeflogen.
Ich freue mich sehr, dass ab Herbst die Flüge von München nach Graz und wieder zurück von Montag bis Mittwoch sowie am Samstag am Vormittag, am Donnerstag, Freitag und Sonntag am Nachmittag stattfinden können. Damit können ab Graz viele interessante und wichtige Umsteigeverbindungen wie zum Beispiel Paris, Amsterdam, Athen, New York, San Francisco, Kansai (Osaka) und zahlreiche deutsche Destinationen gut erreicht werden. Geflogen wird übrigens mit einem Bombardier CRJ-900.
Kommt neben der Verbindung München noch eine weitere dazu?
Widmann: Ja! Am 10. und am 24. Oktober 2020 hebt Gruber Reisen nach Zypern ab.
Welchen Stellenwert haben diese imVergleich zum Normalbetrieb raren Flugverbindungen für Graz?
Widmann: Mit jeder weiteren Aktivierung des Flugverkehrs öffnen sich die Tore zur Welt und wir gehen einen weiteren Schritt in Richtung Normalität. Wir haben das Glück, dass viele große Unternehmen und Unternehmensgruppen am Wirtschaftsstandort Graz angesiedelt sind. Für diese ist der Flugverkehr zwischen den europäischen Städten essenziell.
Ist das Leben am Flughafen selbst auch wieder geschäftiger?
Widmann: Durchaus. Unser Restaurant „Globetrotter“ hat seit Juni fünf Tage in der Woche geöffnet. Die Gäste schätzen vor allem dienstags den italienischen Abend und besonders beliebt ist der sonntägliche Champagner-Brunch. Der SPAR Supermarkt ist und war ohnedies während des Lockdowns gut frequentiert und auch das kulturelle Leben in Form von Vernissagen und Anfragen für kleinere Veranstaltungen ist wieder am Flughafen Graz eingezogen. Es geht langsam aufwärts.
Ist es schon abschätzbar, wie es in den nächsten Wochen* weitergeht?
Widmann: Wir sind ständig mit den Airlines und Reiseveranstaltern in Kontakt und tauschen uns über Möglichkeiten aus. Eine Herausforderung jagt derzeit die nächste und das wird wohl auch noch eine Zeit lang so bleiben. Die steirische Wirtschaft braucht jedenfalls dringend Anbindungen, zum Beispiel nach Stuttgart und Düsseldorf. Außerdem arbeiten wir parallel bereits intensiv am Sommerflugplan 2021.
Wohin heben Sie als Nächstes ab?
Widmann: Derzeit konzentriere ich mich gemeinsam mit meinem Team voll und ganz auf den Ausbau und Wiederaufbau von Flugverbindungen unter Einhaltung aller notwendigen Covid-19-Sicherheitsmaßnahmen. Die Kurzarbeit hilft uns dabei sehr und es ist schön zu sehen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in schwierigen Zeiten zu hundert Prozent hinter dem Unternehmen stehen. An einen Urlaub denke ich derzeit nicht.
* Das Interview wurde Ende August 2020 geführt (Anmerkung der Redaktion). Beitragsbild: ©zphoto83 - stock.adobe.com
TINA VEIT-FUCHS