Alfred Resch-Díaz: „Ich bin ein farbenfroher Typ“

Der Grazer Künstler Alfred Resch-Díaz hat VIA zum aktuellen Motto inspiriert: Das Wandeln ist in seine künstlerische Laufbahn eingefräst.

„Die Lichtung an der Decke” ist der Titel der Deckengestaltung im neuen Festsaal der Ursulinen, Graz (2017) (Foto: Michaela Grabner)

Vielleicht ist ja gerade dieses Wandeln der rote Faden, der sich durch das künstlerische Schaffen von Alfred Resch-Díaz zieht. In diesem Jahr feiert der Grazer Künstler, der kaum eine Sparte innerhalb der bildenden Kunst auslässt, mit Ausstellungen und den Vorbereitungen für einen Doppelband mit seinem Werkverzeichnis sein 40-jähriges Kunstjubiläum. Seit 1981 widmet er sich in unfassbar vielfältiger Form dem künstlerischen Ausdruck und bleibt dabei, wie er selbst sagt, „immer neugierig“ und experimentierfreudig. Bei seiner Ausbildung auf dem Gebiet der Elektronik war Alfred Resch-Díaz die nichtvisuelle Fehlersuche ein Dorn im Auge und auch die Baukunst konnte den Architekten mit abgeschlossenem Studium nicht langfristig glücklich machen – zu viele Kompromisse, die notwendig seien. „Der Vorteil der Kunst ist, du setzt dir selbst ein Ziel, unabhängig von anderen. Ich habe dabei den experimentellen Zugang und probiere vieles aus“, erklärt der Künstler seine Herangehensweise. Malerei, Skulptur, Fotografie, Installation: In diese Großgruppen hat Resch-Díaz selbst seine unzähligen Werke eingeteilt. Über allen steht für ihn, dass etwas „Bestand hat“ – einerseits, was die Materialien anbelangt (ein Kunstwerk muss also möglichst lange „halten“), andererseits, was das Thema betrifft. „Es ist gut, wenn Künstler auch tagesaktuell agieren, ich will mich aber Dazu gehören Collagen, die die Rüstungsindustrie thematisieren, oder Installationen zur Kommunikation genauso wie seine Klebebilder mit Überraschungseffekt, die den Künstler selbst in der letzten Produktionsphase vor vollendete Tatsachen stellen. Resch-Díaz betont, dass er keinen emotionalen Zugang zur Kunst pflegt, sondern einen „wissenschaftlich-forschenden“: So wie Leonardo da Vinci faszinieren ihn nicht nur die verschiedensten Techniken, sondern auch die „Randbereiche“ wie Astronomie, Elektronik – Kunst als Forschungsgebiet sei ihm näher als die Kunst, die aus Emotionen heraus entsteht. Bei seinen Arbeiten interessieren ihn „das Spiel mit Kontrasten, die Veränderung von Strukturen“.

 

(Foto: Alfred Resch-Diaz + Bildrecht Wien)

„Der rote Faden? Den sucht gerade meine Frau, sie ist Kunsthistorikerin!“ – Alfred Resch-Diaz

Die unterschiedlichen Techniken kennzeichnen dann keine Schaffensphasen, sondern gehen ineinander über. „Altes“ gesellt sich zum neu Entdeckten, Materialien werden gemixt und ergeben ein neues Ganzes. Zahlreiche Reisen haben den Künstler in den letzten zehn Jahren stark geprägt: „Prinzipiell bin ich neugierig, wie woanders was läuft.“ Patagonien, Nepal, China, Vietnam, Kuba, Kap Verde, Kanaren und zuletzt Namibia. Die Reisen verbindet er selbstverständlich mit der Kunst – Landschaftsfotografien und Fotos von Personen werden im Atelier übermalt. Bei der XII. Biennale 2015 in Havanna war Resch-Díaz vertreten und 2010 dort auch auf einer Modeschau mit „Crossing Fashion“ beteiligt. Draht, Licht, Öl auf Leinwand und Fotografien, aber auch Stoffmonotypie gehören in sein riesiges künstlerisches Spektrum. Zahlreiche Auftragsarbeiten auch der öffentlichen Hand zeigen die Wertschätzung, die seinem Werk entgegengebracht wird. So prangte etwa 2013 im Grazer Landhaushof ein Baldachin aus einem bunten Drahtgeflecht mit LEDs als temporäre Installation. Im Lechtaler Gebirge befindet sich seit 2002 eine permanente Installation, der Nazca Wolf aus Silikatfarbe, auf dem Fels. In Gleisdorf befindet sich mit dem Schall-Wall seit 2008 eine permanente Installation zum Thema Energie. Die aktuellsten Arbeiten von Resch-Díaz sind Foto-Übermalungen mit dem Titel „Vertikal“. Es handelt sich um Fotos von Bergen wie dem Dachstein oder Hochschwab, die er mit Ölfarbe überarbeitet. Seine Nähe zu den Bergen kommt von der Begeisterung für das Klettern. „Wenn ich nicht Künstler geworden wäre, dann Felskletterer, Segelflieger und Organist“, erzählt der vielseitig Interessierte. Dass er nun als bildender Künstler tätig ist, bereichert die Welt der Kunstfreunde und gerade in diesem, seinem Jubiläumsjahr können wir vieles aus seinem Universum kennenlernen.

Mixed Media „shit man” aus den 40 Jahren. „sixtinischen Porträts” aus dem Jahre 2009: Druck/Ölfarbe zwischen Glasplatten (Foto: Michaela Grabner)

Art Project 2021

Unter diesem Titel stellt Resch-Díaz vier Mal große Themen aus seinem Œuvre aus und wie erwähnt folgt ein Katalog in zwei Bänden. Nach einer Fotoausstellung waren im Kunstraum Citypark in Graz Skulpturen, Objekte und Installationen zu sehen, bei der Herz-Jesu-Kirche in Graz war die LED-Schrift „wandeln“ (siehe vorige Doppelseite) zu erleben. Eine große Personale mit Grafik und Malerei wird am 2. Februar 2022 im Schloss St. Martin in Graz eröffnet. Alfred Resch-Díaz habe „noch viel zu schaffen und zu erleben“, zitiert ihn seine Frau Aurora Maria Díaz Valdivia bei einer Ausstellungseröffnung. Darauf dürfen wir uns freuen, egal, wie der rote Faden nun aussieht – Hauptsache, er ist bunt.

Claudia Taucher

Beitragsbild: Alfred Resch-Diaz + Bildrecht Wien