Sie füllt Maulwurfsgänge mit Gips, sie presst Quarzsand zu Objekten und sie baut aus scheinbar unbrauchbaren Gegenständen spannende Skulpturen. Die Feldbacherin Angelika Loderer hat sich als experimentierfreudige Bildhauerin international einen Namen gemacht.
Man muss wissen, wo man sucht, um die Kunstgießerei Loderer in Feldbach-Mühldorf zu finden. Doch wer einmal in der langgestreckten Halle steht, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Da werden Modelle mit Silikon und Gips ummantelt, Negativformen zusammengebaut, mit Wachs ausgegossen, mit Gusskanälen und Trichtern versehen, die Keramikform wird im Ofen gebrannt und danach mit geschmolzenem Metall gefüllt. Es zischt und raucht, es wird modelliert und geschlagen, abgestrahlt, gestampft, gelötet und patiniert.
Angelika Loderer ist in dieser Werkstätte aufgewachsen. Die Gießerei ist seit Generationen im Besitz der Familie und bis heute ein wichtiger Raum für gewichtige Kunst. Gunter Damisch, Ronald Kodritsch oder Karl Karner sind nur einige der Künstler, deren Skulpturen hier gefertigt werden und die auch selbst vor Ort Hand anlegen. Der Studienaustausch an einem „Liberal Arts College“ während ihres Sportstudiums in Arkansas/USA weckte Angelika Loderers eigene Kreativität. Ihre Neugierde am Spiel mit Materialien kommt aus der Beobachtung der Natur, die sie als Ausgangspunkt vieler Arbeiten heranzieht.
„Ich habe mehr erreicht, als ich mir je vorstellen konnte“
An der Angewandten in Wien war Erwin Wurm Loderers Professor. Damals wie heute hat sie „sein freier Umgang mit dem Begriff Skulptur interessiert“. Weitere Vorbilder sind der spanische Künstler Eduardo Chillida, dessen fantasievolle, abstrakte Flächen, aber auch dessen minimale und schöne Grafiken sie begleiten, der amerikanische Künstlerstar Bruce Nauman und der Niederländer Mark Manders.
„Ich arbeite intuitiv“, erzählt die Bildhauerin und lotet in ihrem Werk das Wesen der Skulptur aus. Ein Aquarium, dessen Form sie dem historischen Gegenstand des 19.Jhdts. nachempfindet, es aber durch bildhauerische Mittel verfremdet, eine „Waschmaschinen-Skulptur“, deren Grundlage ein Papiertaschentuch-Klumpen ist, oder die Sand-Arbeiten, die sie auf die Wände des Dortmunder Kunstvereins streut, sind die Kunstwerke, die sie zuletzt gefertigt hat.
Ein Kunstpreis in der Steiermark, Ausstellungen von Kornberg bis Wien und von Berlin bis New York haben Angelika Loderer einen Namen gemacht. „Ich habe mehr erreicht, als ich mir je vorstellen konnte“, sagt die 31-Jährige und ergänzt, dass vieles einfach so passiert ist“. Wenn die Künstlerin in ihrem Wiener Atelier unter einem der Stadtbahnbögen ihre neuen Arbeiten konzipiert, wenn sie über die Eigenschaften verschiedener Materialien und deren Verhalten zueinander nachdenkt, entsteht so manches Kunstwerk aus der gelungenen Mischung aus Zufall und Kontrolle.
Angelika Loderer
1984 in Feldbach/Steiermark geboren, Studium der Sportwissenschaften an der Universität Wien und am Hendrix College, Conways, Arkansas, USA; am Wimbledon College of Art, London, und am Institut für Bildende und Mediale Kunst (Bildhauerei und Multimedia) der Universität für angewandte Kunst Wien bei Erwin Wurm
www.angelikaloderer.at
CLARISSA-MAYER HEINISCH
Beitragsbild: (c) Angelika Loderer