Ob im Garten oder am Wegesrand: Wildkräuter und -blumen sprießen nahezu überall. Die Gute Nachricht: Um sie als Lebens- oder Heilmittel nutzen zu können, muss man keine Kräuterhexe sein.
Spitzwegerich
Ein Wildkraut, das man im Sommer so gut wie überall findet, ist der Spitzwegerich. Die meisten kennen ihn als Zutat im Hustensaft, dabei hat er als Heilpflanze
noch zig andere Talente: Zum Beispiel als Erste-Hilfe-Maßnahme bei Bienen- oder Wespenstichen – einfach ein paar Blätter zerdrücken und auf die Stichstelle pressen. Wer Spitzwegerich mehrere Wochen in Honig einlegt, erhält einen aromatischen Brotaufstrich, der auch schleimlösend wirkt und das Immunsystem stärkt. Frisch gepflückt und klein geschnitten verleihen die länglichen grünen Blätter Salaten eine tolle Würze.
Wer seinem Spinat das gewisse Etwas verleihen will, mixt etwas Spitzwegerich dazu – perfekt mit Kartoffeln, Omeletts oder Eierspeisen. Auch im Beet, im Topf oder im Balkonkasten gedeiht Spitzwegerich übrigens prächtig.
Schafgabe
Durch ihren intensiv würzigen Geschmack eignet sich die Schafgarbe perfekt als Zutat für Kräuterbutter und -salz, Brotaufstriche, Gewürzessig, Gemüsegerichte, Brot- und Nudelteig oder Kräuterlimonade. Bekannt ist das Korbblütler-Gewächs aber vor allem wegen seiner gesundheitsfördernden Eigenschaften: Schon in der Antike galt es als Frauenheilkraut, das gegen Wechseljahresbeschwerden und durch seine entkrampfende Wirkung unter anderem gegen Menstruationsschmerzen, aber auch bei Migräne und wetterbedingten Kopfschmerzen und Darmbeschwerden hilft. Für eine Tasse Schafgarbentee zwei Teelöffel Schafgarbenkraut mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, eine Viertelstunde ziehen lassen und abseihen.
Löwenzahn
Auch wenn die gelben Löwenzahnblüten die Wiesen nur bis Juni zum Leuchten bringen – die essbaren Blätter können das ganze Jahr über geerntet werden. In der Kräuterheilkunde gelten die salatähnlichen, gezackten Blätter als Superstars – und Heilmittel für Gicht, Rheuma sowie Gallen-, Leber- und Magenleiden. Kein Wunder, denn sie stecken voller sekundärer Pflanzenstoffe, Kalium, Magnesium, Phosphor und Vitaminen (C, K und Provitamin A). Die leicht bitteren Blätter schmecken roh als Salat, gekocht wie Spinat oder in Form eines Pestos: Dafür einen Bund Löwenzahnblätter waschen, trocknen und in feine Streifen schneiden, mit zwei Esslöffeln gerösteten Sonnenblumenkernen, zwei Knoblauchzehen, 100 bis 120 ml Olivenöl, einem Esslöffel Parmesan sowie Salz und Pfeffer in einem Mixer fein pürieren.
„Die Natur ist die beste Apotheke.“ – Sebastian Kneipp
Sammeltipps für Wildblumen und -kräuter
Frische Pflanzen haben die Heilwirkung und den besten Geschmack. Für den Transport nach Hause eignen sich stabile Stoff- oder Papiersäckchen, in denen sich kein Kondenswasser bilden kann. Wichtig: Immer nur so viel sammeln, wie man verbrauchen bzw. zubereiten kann.
Nur Pflanzen sammeln, die man eindeutig kennt bzw. bestimmen kann. Kräuterführungen, -seminare bzw. ein Pflanzenführer können weiterhelfen.
Nur an wenig verschmutzten Standorten sammeln – Grünflächen mitten in der Stadt, typische Hundespazierwege, Wiesen am Straßenrand bzw. gedüngte/gespritzte Flächen vermeiden. In Naturschutz- und Pflanzenschutzgebieten ist Sammeln nicht erlaubt. Ebenso darauf achten, keine geschützten Pflanzen zu pflücken.
Gänseblümchen
Kräuterexperten zufolge sollen Gänseblümchen schön machen – kein Wunder, bei dieser geballten Ladung an Inhaltsstoffen: Neben Magnesium, Kalium, Kalzium, Eisen und Vitamin C stecken die kleinen Korbblütler voller sekundärer Pflanzenstoffe und enthalten den verdauungsfördernden Ballaststoff Inulin. Gänseblümchen gelten als schleimlösend, entzündungshemmend und sollen den Stoffwechsel anregen. Grund genug, sie in Zukunft öfters zu verzehren – als Zutat im Salat, im Kräutertopfen oder als essbare Suppendekoration. Genießbar sind Blätter, Knospen und Blüten, wobei jüngere Pflanzen den besten Geschmack aufweisen.
Tipp
Toller Hingucker für Sommerdrinks: Blüten wie Stiefmütterchen, Gänseblümchen und Veilchen in Eiswürfeln mit einfrieren.
Stiefmütterchen
Neben Gänseblümchen sollten zukünftig auch Stiefmütterchen auf unserem Speiseplan stehen. Denn die Veilchenart bezirzt nicht nur die Geschmacksknospen mit einem angenehm süßen, nussigen Aroma – sie sorgt auch für den absoluten Hingucker-Effekt, sei es im Salat, in der Marmelade, als Drink-Deko oder frisch bzw. kandiert auf Süßspeisen. Zum Kandieren einfach die Blütenblätter in einen Mix aus Eiweiß und Wasser tauchen, mit Staubzucker bestreuen und im Backrohr bei 50 Grad trocknen. Wichtig: Immer nur unbehandelte Pflanzen verwenden! Der wilde, kleinere Verwandte des Stiefmütterchens ist übrigens das Duftveilchen. Sammeln und Weiterverarbeiten zahlt sich aus – das im Veilchen enthaltene Methylsalicylat wirkt schmerzlindernd wie Aspirin.
Hauswurz
Früher trug die Hauswurz den Namen Dach- oder Donnerwurz und musste – einem Dekret von Karl dem Großen zufolge – auf jedem Dach gepflanzt werden. Auch wenn dies heute nicht mehr der Fall ist, hat das Dickblattgewächs Aufmerksamkeit verdient: Es verfügt über ähnliche Heilkräfte wie die Aloe vera. So hilft der Saft der Blätter gegen Sonnenbrand, Schwellungen und Insektenstiche, kühlt, wirkt schmerzstillend und fördert die Wundheilung. Dazu einfach ein Blatt abbrechen, zusammendrücken und den Saft auf der Haut verteilen. Sich eine Hauswurz für daheim zuzulegen, bringt – neben ihren heilsamen Eigenschaften – noch weitere Vorteile: Sie braucht wenig Pflege, kaum Wasser, ist winterhart und sieht noch dazu hübsch aus.
Von Anja Fuchs
Beitragsbild: Dušan Zidar/Adobe Stock