Auf ein paar Churros nach Madrid

Osterprozessionen, Torrijas und eine Menge Kunst und Kultur:
Madrid ist feudal, traditionell, modern und jugendlich.
Eine Tour durch eine Metropole, die diesen Spagat nicht nur lebt, sondern zelebriert.

Erlebt von Harald, Edith, Laurenz und Konstantin Kopeter, aufgezeichnet von Nina Wessely

Vor den Toren von Madrid hat sich Philipp II. einen Stein in Form eines Sessels auf einen Berg setzen lassen: La Silla de Felipe II., auch heute noch ein beliebtes Ziel für Besucher aus aller Welt. Vielleicht ist der Habsburgerkönig auf diesem Stein gesessen, hat so ins Tal hinabgeblickt, in dem sich heute die Sieben-Millionen-Einwohner-Metropole Madrid auftut, und dachte sich: „Mhm, ab jetzt ist dieses Dorf die Hauptstadt meines gesamten Reiches.“ Das damals ja schon recht beachtlich war. Eine wilde Theorie. Fakt ist, dass Philipp II. Mitte des 16. Jahrhunderts das damals ziemlich unbedeutende kastilische Städtchen Madrid zur Hauptstadt seines Reiches erkoren hat. Vielleicht herrscht in den Barrios, den Stadtvierteln, daher auch bis heute eine sympathische Art von persönlichem, ja dorfähnlichem Umgang miteinander, wobei die Viertel in ihrer Gesamtheit dennoch heute eine Großstadt von Weltformat ausmachen mit einer jährlichen Besucherzahl jenseits der Fünf-Millionen-Grenze. Zu Recht. Denn da sind sich Reisende einig: Die größte Herausforderung an einem Madrid-Besuch ist, die Stadt wieder zu verlassen.

„Madrid ist das größte Dorf Spaniens, weltoffen und lebendig.“
Tradtionelle Küche in Madrid

Tradtionelle Küche in Madrid (Foto: Paolo Giocoso/Promocion Madrid S.A)

Diese Meinung ist auch Edith Kopeter, Herausgeberin des VIA-Magazins, anzusehen, als wir die Reise für diesen Artikel rekonstruieren: „Ach, Madrid, am liebsten würde ich gleich wieder hinfahren.“ Und alles machen, wie zu Ostern 2015: Einbuchen im Petit Palace Alcalá Torre Hotel, das nicht nur optimal zwischen der Plaza del Sol und der Plaza de Cibeles liegt, sondern als ausgebauter Stadtturm auch einen atemberaubenden Überblick über das Zentrum bietet.

Von hier aus gilt es dann, die Schönheiten der Stadt zu entdecken. Die Plaza del Sol, auf der die Kultfigur für Sherry, der Tio Pepe, als Leuchtanzeige vom Dach lacht. Und auch das eigentliche Wahrzeichen der Stadt anblinkt: den schwarzen Bären, wie er sich gerade an einem Erdbeerbaum abstützt. Treffpunkt für alle Welt. Quasi die Weikharduhr der Spanier.

Von hier aus sind es auch nur ein paar wenige Meter, die Calle Mayor hinunter, bis zum Mercado San Miguel. Der ersten Anlaufstelle für Gut-und-gerne-Esser. Eine Markthalle aus dem 19. Jahrhundert als Foodie-Market revitalisiert, in dem nun Einheimische und Touristen gleichermaßen Jamón Ibérico im Stanitzel, Anchovis sowie Tortilla Española genießen und das Flair des Marktes auf sich wirken lassen. Wenn der Hunger nicht zu groß ist, sollte man auf dem Weg zum Mercado San Miguel auf der Plaza Mayor einen Stopp einlegen. Dem Hauptplatz der Stadt, gepflastert mit Cafés, die zum Gesicht-in-die-Sonne halten einladen.

Die Kunst zu reisen

„Es ist schon unglaublich, wenn man plötzlich vor Gemälden von Picasso und Co. steht, von denen man ansonsten nur in der Schule lernt.“

Derart gestärkt, haben sich auch die Kopeters auf eine Portion Kunst und Kultur auf den Paseo del Prado begeben. Die Prachtstraße, an der sich das Museo Nacional del Prado sowie das Museo Thyssen-Bornemisza befinden, und in der Nähe, das Centro de Arte de Reina Sofía. Allesamt Museen von Weltrang. Auch Laurenz und Konstantin waren begeistert: „Es ist schon unglaublich, wenn man plötzlich vor Gemälden von Picasso und Co. steht, von denen man ansonsten nur in der Schule lernt.“

Zum Greifen nah, real und ein Streifzug durch die Kunst der Vergangenheit, wie er weltweit wohl einzigartig ist. Wieder an der frischen Luft, tut sich unweit der Museen, der Retiro-Park auf. Das grüne Herz der Stadt, das unter unzähligen Bäumen nicht nur zu einem kleinen und sehr feinen, vorösterlichen Nickerchen, sondern auch zur Bootstour auf dem großen See im Zentrum des Parks einlädt. Danach ist wieder Action angesagt: Denn zur Osterzeit veranstalten alle Dörfer Spaniens, also auch das Dorfkonglomerat Madrid, imposante Prozessionen, die sich auch die Madrilener nicht entgehen lassen. Genauso wenig wie die Torrijas, in Milch eingelegte Buttermilchbrote, herausgebacken und mit Zimt verfeinert, die es auch nur zu Ostern zum Essen gibt. Zum Glück gibt es die Churros das ganze Jahr über. Stäbchen aus Backteig, die in der Chocolateria San Gines bis vier Uhr früh im Öl verschwinden, um als knusprige Stäbchen zur heißen Schoko (ja, Schoko, nicht Kakao) den perfekten Tages- oder auch Frühsnack nach einer durchtanzten Nacht zu ergeben.

Palacio de Cibeles Madrid

Bóveda de cristal del Palacio de Cibeles. (Foto: Jose Barera)

Von der Seilbahn ins Stadion

Was die wenigsten wissen: Madrid hat auch eine Seilbahn, von der man einen traumhaften Blick über die Stadt genießt. Am Paseo Pintor de Rosales startet die Fahrt. Dann geht es 2,5 Kilometer über die Dächer der Stadt bis zur Casa de Campo, einem riesigen Park im Nordosten der City. Danach noch eine Eislänge lang im Park flaniert und schon beginnt sich die Sonne für den Tag zu verabschieden. Als Madrid-Besucher könnte man zu diesem Zeitpunkt an keinem besseren Ort sein. Denn während die Sonne hinter der Casa de Campo verschwindet, taucht sie das älteste Bauwerk Madrids, den Templo de Debod, in goldenes Licht. Ein Tempel zu Ehren der ägyptischen Götter Amun und Isis. Ein Geschenk der ägyptischen Regierung an die spanische. Die Götter hätten wohl auch ihre helle Freude mit diesem Sonnenplätzchen gehabt.

Tja, und wenn man schon einmal in Madrid ist, dann darf man natürlich das Estadio Bernabéu, eine Keimzelle europäischen Top-Fußballs, nicht auslassen. Der Mannschaft von Real Madrid die Ehre erweisen ist so was wie Pflicht. Da sind sich die Herren Kopeter einig. Acht Tore für Real Madrid, und noch so viel zu entdecken – vom Königspalast bis zum Botanischen Garten. Zum Glück bleiben noch ein paar Tage. Und die Visionen von Philipp II., wie er da so auf seinem Sessel Gedanken gesponnen hat, kann man nach so einem Trip dann doch ganz gut nachvollziehen.

NINA WESSELY

MADRID ENTDECKEN

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Hop-On-Hop-Off Bus: Mit dem Bus durch die Altstadt

Beitragsbild:(c) Asociación Nophoto Agencia de Fotógrafos, 2011