Coup de cœur Nizza – unser Liebling auf der Côte d’Azur

Nizza | Foto: Unsplash
Coup  de cœur bedeutet so viel wie „Liebling“. Liebkosungen rutschen in Nizza und Umgebung durchaus über die Lippen oder bleiben gar am Gaumen hängen.

Fronkreisch. Baguette und Käse, Haute Couture und Baskenmütze. Wer an die französische Riviera denkt, mag vorschnell mit landestypischen Stereotypen liebäugeln. Klar, jedes Klischee enthält bekanntlich ein Fünkchen Wahrheit, aber dennoch: Die Côte d’Azur ist weitaus mehr als das Schauspiel von paradiesischem Luxus, Jacht-Prominenz und virtuoser Selbstinszenierung.

Szenenwechsel. Ein kleiner, malerischer Fischerhafen, ein mittelalterliches Dorf und ein Renoir-Museum. Wir finden uns in Cagnes-sur-Mer wieder. Einst entstand aus einer kleinen Siedlung auf einem etwa 75 Meter hohen Bergkegel unmittelbar an der Küste dieses einfache Dorf mit dem Namen „Onépe“, das spätere Cagnes-sur-Mer. Kaum zehn Autominuten vom Flughafen Nizza entfernt liegt an den Wänden der Festung Cagnes-sur-Mers das bezaubernde Château Le Cagnard.

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Die schwarz-weißen Pflaster von Nizzas Hauptplatz, der Place Masséna. Foto: Unsplash

Charmant gelegen in den verwinkelten Gassen der Altstadt, die für SUVs definitiv untauglich ist, genießt man hier nicht nur den Blick aufs Meer, sondern ein äußerst bemühtes Service und die herrlich ruhige Lage. Am Platz nahe der Burg, in der sich das Renoir-­Museum befindet, tastet sich die Zunge an den Geschmack von regionalem Roséwein heran, während Familien nahe den Gastgärten Boule, die französische Art des bekannten Adria-Boccia, spielen und danach bei Le  Jimmy’s Pizza bestellen, die so hauchdünn ist wie Plissee auf gebräunter Sommerhaut. Französischer wird’s am Teller gleich ums Eck bei Pascale und ­Philippe Loose in ihrem Restaurant „Fleur de Sel“.

Shoppingtipp: Das Shoppingcenter „Polygone Riviera“ in der Venue des Alpes zählt zu den renommiertesten Einkaufsmalls in Europa. Hier shoppt man unter freiem Himmel in einer großzügig angelegten Shoppingstadt. Zum Verschnaufen bietet sich ein Besuch in der Boutique „Madame Monsieur“ an, die gleichzeitig ein Café und Friseurladen ist. In der Nähe befindet sich auch eine mondäne Pferderennbahn mit über sechzig Hektar und recht netten Wanderwegen.

Oasen der Kunst

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Kunst am Meer: Antibes beheimatet das Picasso-Museum. Foto: Unsplash

Dass die Côte d’Azur Künstler immer schon begeisterte, ist bekannt. Auch Cagnes-sur-Mer beherbergt einige Galerien. Die wohl unterhaltsamste ist das Atelier Place Grimaldi von Jacqueline Matteoda. Die redselige Künstlerin interagiert vorrangig mit Papier und erzählt gerne von den augenzwinkernden Botschaften ihrer Werke. Noch mehr Künstlerisches gibt es in Saint-Paul-de-Vence zu entdecken. Der kleine Ort im Hinterland der Côte d’Azur liegt seit 2000 Jahren auf einem sanften Hügel oberhalb von Nizza und hatte auf hochkarätige Künstler wie Marc Chagall eine magische Anziehungskraft.

Hier atmen Kunst und Geschichte im Gleichklang und ein Besuch des viel gerühmten Hotel-Restaurants Colombe d’Or bringt einem Chagalls Esprit noch näher. Die Speisesäle sind wahre Prunkstücke, denn sie alle waren hier: Picasso, Matisse, Léger, Braque und eben auch Chagall. Wer Französisch spricht, lauscht bei einer Führung durchs Haus alten Legenden und ergötzt sich an den Orangen- und Zitronenbäumen im Garten. Picasso liebte übrigens auch Antibes. Wenig verwunderlich, dass dort seit 1966 das Picasso-Museum steht, das dem Künstler noch zu Lebzeiten gewidmet wurde. 23 seiner Werke, die er in Antibes gefertigt hat, sind auch heute noch der Grundstein der Museumssammlung.

Chapeau!

Eine Fahrt mit dem Zug – preislich durchaus okay – entlang der Küste, zum Beispiel in die Zitronenhochburg Menton, führt vorbei an filmreifen Kulissen und oscarwürdigen Perspektiven. Das vermutlich schönste ­Panorama erlebt man bei einem Zwischenstopp in Èze, kurz vor Monaco. Der spektakuläre Blick auf die Steilküste und das Mittelmeer ist nur eines der Highlights. Das Dorf selbst ist klein, aber trotzdem kann man hier stundenlang am Kopfsteinpflaster spazieren und in den engen Gassen nach ausgefallenen Fotomotiven suchen.

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Das Flair von Èze. Foto: Unsplash

Wer den felsigen Pfad nach Èze Village entlangwandert, kann eine herrliche Aussicht auf die Gärten genießen, die das Luxushotel Chateau de la Chevre d’Or umgeben. Auch in dieser malerischen Umgebung haben sich zahlreiche Kunsthandwerker niedergelassen und preisen ihr Schaffen an. Viele der kleinen Läden befinden sich in höhlenartigen Shops direkt am Fels. Am besten, man reist schon morgens an, dann ist es noch ruhiger und man inhaliert den malerischen Charme des Dörfchens fast ganz exklusiv für sich.

Tipp: Am 12. und 13. Oktober 2019 ist Èze Gastgeber von Gourmand’Eze, einem Festival, bei dem Sterneköche und Künstler aus ganz Europa zusammentreffen und gemeinsam ihre Talente zelebrieren. Der Eintritt zum Festival ist frei, angebotene Workshops sind aber kostenpflichtig. Angekommen im entspannten Menton, staunt man erst mal über das italienische Flair und die warme Brise des Grenzortes. Für den kleinen Genuss besorgt man sich am Markt preiswertes „Socca de Nice“, einen flachen, sättigenden Fladen aus Kichererbsenmehl, Olivenöl, Salz und Wasser – traditionell nur mit schwarzem Pfeffer gewürzt.

Genüsslich

Authentisch, aber um Welten luxuriöser ist ein Besuch im Mirazur, dem aktuell besten Restaurant der Welt, ausgezeichnet mit drei Michelin-Sternen und auf Monate ausgebucht. ­Küchenchef Mauro ­Colagreco kredenzt hier u. a. fangfrische Scampi mit Pfirsich und Verbene, Zwiebeltarte mit geräucherter ­Heringcreme oder Taube mit wilden Erdbeeren, Dinkel und Schafgarbe. Retour in Nizza ist man weitaus schneller wieder dran an landestypischen Klischees, pastellfarbenen Stadtvillen und sonnenverwöhnten ­Promenaden.

Typisch bummelt man montags den ganzen Tag über den Trödelmarkt auf dem Cours Saleya. Nach dem Stöbern durch hochwertige Ware freut man sich über einen ­Bistrobesuch im „La Part des Anges“ – ein rustikal-origineller, fantastischer Wein-­Hotspot mit täglich wechselnden Gerichten und Köstlichkeiten direkt vom Markt. Bei einem Nizza-Kurztrip empfiehlt sich das Hotel Villa Rivoli: garantiert nicht für Hotelhochburg-Liebhaber und dennoch in Fußweite der azurblauen Versuchung.

TINA VEIT-FUCHS

 

Beitragsbild: Unsplash