Einzigartig: In der Weststeiermark wird der Weinfreund mit den genussvollen Spielarten des Blauen Wildbachers belohnt – mit Rotwein, Schilcher, Weißwein, Sekt und Süßwein.
Die Weststeiermark ist mit 450 Hektar Rebfläche die kleinste Anbauregion Österreichs. Der Wein wächst dort nah am Himmel, denn die steilen Weingärten wurzeln bis zu einer Seehöhe von mehr als 570 Metern. Den Winzern macht es die oft raue Natur nicht leicht, doch mit Hilfe qualitätsorientierter, mühevoller Arbeit gelingen Weine, die selbst Kenner verblüffen und den guten Ruf des Schilcherlandes weit über dessen Grenzen tragen. Und so hat sich die Region längst vom Staub der Vergangenheit befreit und produziert heute national und international prämierte Weine auf hohem Niveau. Erfolge feiert man mit Weißweinen wie Sauvignon blanc und einer großen Vielfalt weiterer Sorten. Ein einzigartiger Reichtum ist aber der Blaue Wildbacher, der in der Weststeiermark seit Generationen, ja seit Jahrhunderten fest verwurzelt ist. Diese Rotweinsorte wird wie in keinem anderen Weinbaugebiet von den rund 400 Weinbauern mit enorm viel Leidenschaft und Präzision kultiviert. Der reinsortige Ausbau ergibt einen dunklen, ausdrucksstarken, von fruchtigen Aromen geprägten Rotwein mit straffen Tanninen und rassiger Säure. Von den Gneis- und Schieferböden erhält die Sorte oft ein grasig-würziges Bukett. Der Blaue Wildbacher reift im großen Holzfass oder, wie viele große Rotweine der Welt, in Barriques zu seiner wahren Größe heran. Durch die Lagerung in den kleinen Eichenfässern gewinnt er an Komplexität, Eleganz, Vertiefung der Farbe, auch die Adstringenz am Gaumen nimmt durch die zunehmende Lagerung ab. Die Röstaromen, die beim Toasting des Fasses entstehen, verfeinern zudem den Gesamteindruck des Rotweines.
Verwandlungskünstler
Der Blaue Wildbacher ist ein fruchtbetontes Multitalent, ein köstlicher Verwandlungskünstler. Die Rebsorte bringt nicht nur elegante, dichte Rotweine hervor, als Schilcher mutiert die Rebsorte vor allem für die Weststeirer zum erfolgreichen Lebensnerv einer ganzen Region. Der rassige Rosé verhalf den Weinen bereits in den 1970er Jahren zu mehr als nur Beachtung und Bewunderung, er gab ihnen eine Aura. Quasi im Alleingang gab er der Region und ihren BewohnerInnen eine ausgeprägte Identität. Der klassische Schilcher ist ein Naturbursch – aber ein überaus gut erzogener. Die sortentypischen Aromen von roten Ribiseln, Erdbeeren, Rhabarber, Himbeeren, Blutorangen oder Cassis werden meist von kühler Noblesse getragen, die mineralische Würze steht prall im Saft und es fehlt nicht an Wucht, Nerv und herzhafter Länge. Der Schilcher ist ein steirisches Unikat, auch ein farbliches. Dieser säurebetonte Wein ist das Ergebnis einer schnellen Verarbeitung der Blauen Wildbachertraube. Gleich einem Weißwein werden die dunkelblauen bis schwarzen Trauben mit hellem Fruchtfleisch nach Lese und kurzer Maischestandzeit zügig gerebelt, eingepresst und gekeltert. So entsteht der Schilcher mit seiner typischen Roséfarbe. Als Schilcher dürfen in Österreich nur Weine deklariert und verkauft werden, die zu 100 Prozent aus der Blauen Wildbachertraube gekeltert werden und ausschließlich in der Steiermark gewachsen sind.
Edelsüß – prickelnd – weiß
Der Schilcher wird ebenso halbtrocken und edelsüß vinifiziert. Geschätzt an solchen Weinen wird vor allem die harmonische Balance von aromareicher Frucht, Restsüße und strukturgebender Säure. Sie sind begehrte Begleiter von Süßspeisen oder würzigen Käsesorten wie Roquefort. Auch das Schütteln und Rütteln ist den Schilcherbauern längst in Fleisch und Blut übergegangen. Sie produzieren feingeschliffene, mit erfrischendem Mousseux ausgestatte Schilchersekte, die für jede Menge prickelnden Spaß sorgen. Eine Rarität vom Blauen Wildbacher ist der Gleichgepresste oder Weißherbst. So nennt man einen Wein aus blauen Trauben, die unmittelbar nach der Lese gepresst werden. Das Ergebnis spiegelt sich in der weißen bis grünlich-gelben Farbe. Der fruchtbetonte Wein mit Noten von Ribiseln, Stachelbeeren, Zitrus besitzt zuweilen eine gewisse Affinität zum Aromenspektrum eines klassischen Sauvignon blancs.
Spannende Verkostung
Zur Liebeserklärung an den Blauen Wildbacher wurde unsere VIA-Verkostung im Restaurant „Die Mühle“ in Stainz. Flora und Johann Schmuck begleiteten die kredenzten Kostproben mit einem exquisiten Menü auf Haubenniveau. Als Gäste mit dabei Winzer aus dem Schilcherland sowie Landesweinbaudirektor Werner Luttenberger. Um sich perfekt einzustimmen, gab es als Aperitif den aktuellen Landessieger-Schilchersekt von Stefan Langmann. Die Serie begann dann mit zwei Gleichgepressten. Vom Weingut Weber kam der Weißherbst 2014, Christian Friedrich glänzte mit seinem Sopran 2014 „Gleichgepresst“. Letzterer würde sich seine Sporen auch als Sauvignon blanc verdienen – eine Empfehlung, die man wahrnehmen sollte. Klassisch weststeirisch holten sich die Schilcher von Friedrich, Langmann, Wiedersilli, Thomas und Margaretha Strohmaier, Patrick Niggas, Lazarus und Weber ihren Applaus ab. Werner Luttenberger: „Beeindruckend ist, dass alle diese Schilcher bei gleicher Machart nie uniform wirken und ihre Eigenständigkeit auf hohem Niveau zum Ausdruck kommt.“ Beispielgebend der Schilcher Privat 2014 von Thomas Strohmaier, der unter anderen mit einem einnehmenden pfeffrig-würzigen Bukett die VIA-Jury beeindruckte. Seinen Hut zog das Panel auch vor der Schilcher Spätlese 2014 „Süßer Traum“ vom Weingut Lazarus mit Aromen von kandierten Erdbeeren, Rhabarber und Himbeeren, während die Schilcher „Liebelei“ Spätlese 2014 von Christian Friedrich mit klassischen Aromen von Erdbeerenkonfit, stützenden Zitrusnoten und balancierter Fruchtsüße und Säure punktete.
HENRY SAMS
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Schilcherland
Mühle Stainz
Beitragsbild: (c) Joachim Schnedlitz