Dreibholz-Humele: Körperwelten

In ihren Aktbildern verbindet Annemarie Dreibholz-Humele in eindrucksvoller Weise die Körperlichkeit ihrer Modelle mit den großen Erzählungen der griechischen Mythologie.

Ein und derselbe Korpus in einander überlappenden, unterschiedlichen Stellungen, klare Linien und deckende Farbflächen, manchmal Blau, Grün oder Rot, meistens jedoch Weiß und Schwarz, und ganze Zyklen ausdrucksstarker Akte sind charakteristisch für die Künstlerin Annemarie Dreibholz-Humele, die als Lehrbeauftragte für Aktzeichnen an der Technischen Universität Graz wortwörtlich vom Fach ist.
Begonnen hat ihre künstlerische Laufbahn genau genommen schon in der Kindheit. „Ich habe immer gerne gezeichnet und gemalt“, erzählt sie, und wegen der Skepsis ihrer Eltern schlug sie statt der künstlerischen-, zuerst die Architektur-Laufbahn ein. 1974, nach der Staatsprüfung, stand sie für Giselbert Hoke Modell. Er war damals ein wichtiger Mann: Professor für Künstlerische Gestaltung an der Fakultät für Architektur der TU Graz, und er hatte sich mit seinen Fresken im Klagenfurter Bahnhof und einem Wandgemälde in der Wiener Staatsoper auch als Künstler längst einen Namen gemacht.

„Ich muss mich annähern und vom Funkeln der Augen des Modells erotisch angezogen sein.“
Dreibholz-Humele

Die männlichen Aktbilder geben das Modell in verschiedenen, einander überlagerten Positionen wider, deren Wirkung durch Schwarz-Weiß und Farbkontrast noch verstärkt wird. (Foto: Peter Stöckl)

Er war es, der Annemarie Dreibholz-Humele zu seiner Assistentin machte. Bis zu seinem Tod vor drei Jahren hat sie ihn auf Reisen in viele Länder der Welt begleitet, in seiner künstlerischen Arbeit und als Assistenzprofessorin in der Lehre unterstützt. Mit Goldhaubenstickerei, Hinterglasmalerei, dem Entwerfen von Dirndln und Trachten hat Dreibholz-Humele ihr eigenes künstlerisches Schaffen begonnen, mit Architekturskizzen und Landschaften, später dann mit großformatigen Ölgemälden und Aktbildern die ersten wirklichen Erfolge und öffentliche Anerkennung erreicht.
„Heute male ich figurale Kompositionen, habe ein Auge für Linien und Zusammenhänge. Ich versuche die Seele meiner Modelle zu erfassen“, erzählt die Künstlerin, „und muss in der Stimmung sein, ich muss mich annähern und vom Funkeln der Augen des Modells erotisch angezogen sein.“ Diese Dinge versucht Annemarie Dreibholz-Humele auch ihren Studenten nahezubringen. Als Denk- und Fantasieanstoß erzählt die „Lehrerin“, wie sie sich selbst bezeichnet, ihnen von der Fahrt des Odysseus nach Troja und andere Geschichten aus der griechischen Mythologie, die auch für sie selbst ganz wesentliche Quelle der Inspiration sind.
In den Hügeln bei Semriach hat sich Annemarie Dreibholz-Humele den Traum eines hölzernen Refugiums verwirklicht. Dort hat sie einen wunderschönen Ausblick und viel Platz und Licht. „Ich heize ein, hier kann ich mich zurückziehen und mich sammeln, ich lade Freunde ein, ich male und fühle: Ich bin angekommen.“

CLARISSA MAYER-HEINISCH

Annemarie Dreibholz-Humele
Die gebürtige Villacherin hat in Graz Architektur studiert. Bis 2013 als Assistenzprofessorin-, und nun als Lehrbeauftragte für Aktzeichnen am Institut für Zeitgenössische Kunst an der Technischen Universität in Graz tätig, ist sie auf Umwegen zur eigenen Malerei gelangt.

Kontakt
Atelier in Semriach an Kogl 21
TU Graz Institut für Zeitgenössische Kunst
annemarie(@)dreibholz.net

Beitragsbild: (c) Pachernegg