Sharjah – Dubais Nachbar

Sharjah ist noch ein Newcomer auf der touristischen Landkarte, aber einer mit viel Potenzial.

Sehr sympathisch versucht das 2.600 Quadratkilometer kleine Emirat seinen Weg in die Zukunft mit viel Kunst, Kultur (und Naturerhalt), was 1998 mit dem Ehrentitel
UNESCO- Kulturhauptstadt der Emirate belohnt wurde. Luxushotels und Shoppingmalls, Limousinen und futuristischer Orientcharme – das kennt man vom 15 Kilometer entfernten Dubai. Dass das heute 700.000-Seelen-Emirat Sharjah in den 1970er Jahren als erstes Emirat den Touristen Zugang gewährt hat, ist weniger bekannt. Die Hoffnungen auf Öl- und Gasfunde hatten sich damals noch nicht erfüllt, also wurden Hotels als Devisenbringer an die Strände gebaut. Mit kräftiger finanzieller Unterstützung vom befreundeten Saudi-Arabien. Doch seit diesen touristischen Anfängen ist viel passiert.

Heritage Zone

Während das arabische Märchenland Dubai im Superlativ sein „höher, schneller, besser, teurer“-Image lebt, pflegt – und auch nicht mehr zurückkann –, setzte Sheik Sultan auf Kunst und Kultur. Liebevoll wurden mit Petrodollars historische Gebäude restauriert, über 20 hochwertige Museen locken Besucher. Die Altstadt wurde zur „Heritage Area“ erklärt, Herz und Mittelpunkt ist die wieder erstrahlende alte Al-Husn-Festung, oft auch als Sharjah Fort bezeichnet. Der Spaziergang durch das Freilichtmuseum führt von traditionellen Kaufmannshäusern zu Galerien und Museen, von arabischen Restaurants zu Kaffeehäusern und Suks. Sehr gelungen und stimmungsvoll inszeniert, was auch 1998 von der UNESCO honoriert wurde.

Lagunenstadt

Sharjah

Sehr bewusst hat Scheich Sultan bin Mohamed al-Qassimi III. sein Emirat positioniert. Die netten Strandhotels für Familien, eine aktive Kulturszene und das Naturparadies um Khor Fakkan sind ein bewusster, leistbarer Gegensatz zum Superlativdenken von Abu Dhabi und Dubai. (Foto: Sharjah Commerce & Tourism Development Authority)

Die Lage des historischen Viertels ist freilich bizarr, Fort und Moscheen werden von himmelhohen Wolkenkratzern „umrahmt“. Glänzende Glaspaläste blicken auf eine Miniaturwelt der Vergangenheit, Shoppingmalls und feine Hotels sind aus dem modernen Stadtbild nicht wegzudenken. Die ausgeprägte Lage des Emirats an drei Creeks und einer Lagune ist architektonisch schön genutzt worden – und bietet während des von Wasser „umspielten“ Spaziergangs entlang der Corniche spektakuläre Sicht auf die Altstadt. Mindestens ebenso eindrucksvoll ist die Hafenrundfahrt mit dem Wassertaxi, hier als Abra bezeichnet. Dort ­sitzen­ wirklich alle zusammen: salopp gekleidete Touristen, handybewaffnete Scheichs im weißen Gewand, Manager im Maßanzug und Bauarbeiter aus Asien­ in Blau.

Festival City

Anfang Februar erstrahlt die Stadt in den knalligsten Farben, gekonnt werden Monumente an der Khalid Lagune, an der Al Majaz Waterfront sowie im Flanierviertel Al Qasba mit modernsten Lichtprojektionen in Szene gesetzt. Absolutes Highlight sind die symphonisch untermalten Wasser- und Farbspiele in der Lagune. Wir schlendern zur Dämmerungszeit entlang des ein Kilometer langen künstlichen Al Qasba Kanals, der seit 2005 mit seinen kleinen Brücken und vielen Restaurants und Kaffeehäusern im Zentrum des neuen, stimmungsvollen Unterhaltungsviertels der Stadt liegt. Anschließend gönnen uns einige Runden mit dem Riesenrad „Eye of the Emirates“. Aus gut 60 Metern Höhe genießen wir einen Fünf-Sterne-Blick über Sharjah City – und auf einige Illuminationen. Prädikat sehenswert! Nicht minder ambitioniert konzipiert begeistert im Dezember ein maritimes Spektakel in der Khalid Lagune – das „Sharjah Water Festival“. Von Akrobatik bis zu Musikshows, vom Sandburgenbau , Jetski- Stunts bis zum Feuerwerkevent reicht das Programm. Natürlich hat die Stadt auch einen eigenen Grand Prix – auf dem Wasser! Im Rahmen der Motorboot-Weltmeisterschaft rasen die Superstars der Szene mit bis zu 220 km/h über den 2.000 Meter langen, kurvenreichen Parcours durch die Lagune. Immer an der Grenze der Fliehkräfte.

Wüstensand und Traumbuchten

Einfach mit Mietauto oder Taxi von Downtown Sharjah zu erreichen und doch ganz anders – so präsentiert sich die Bilderbuchoase Khor Fakkan samt den netten Städtchen Kalba und Dibba am Golf von Oman. Khor Fakkan liegt mit seinen Dattelpalmhainen malerisch am Fuße der Hajjar Berge, von Traumbuchten und mächtigen Gipfeln umrahmt. Sharjah besitzt dort ein wunderschönes Fleckchen Erde! Freilich wurde im Süden der Containerhafen mächtig ausgebaut (auch kreuzfahrttauglich!), um Güter kostengünstiger auf dem Landweg nach Sharjah Stadt, Dubai und Abu Dhabi transportieren zu können. Aber ansonsten regiert die Natur, Labsaal für Leib und Seele, ein Traum für Taucher, Wassersportler, Fischer, Ruhesuchende und Sonnenanbeter. Nächtlichen Rummel darf man sich nicht erwarten, das Alkoholverbot in Sharjah – seit 1985 ist das Emirat „trocken“ – verhindert langes, lautes, ausschweifendes Nightlife. Dafür kommen Naturfreaks voll auf ihre Rechnung, die 4×4-Touren führen durch Berg- und Oasenwelten bis zu den naturgeschützten Mangrovenlagunen bei Kalba – zwischendurch rattert man sogar durch das Emirat Fujairah und eine Enklave des Sultanates Oman. Fernab der großen Städte …

SEPP PUCHINGER

Navigator Sharjah

Flug:
www.qatarairways.com

Sharjah-Infos:
www.sharjah-welcome.com
sharjahmydestination.ae/de-de
www.sharjahmydestination.ae/en-us/Explore-Sharjah1

Beitragsbild: (c) Jorge Ferrari, www.ferrari-photos.com