Wer die slowenische Hauptstadt Ljubljana erkunden will, hat es gar nicht weit und wird sich bald begeistert auf den Flügeln des Drachen ins Abenteuer stürzen.
„Fahr unbedingt hin!“ Wurde Ihnen der Besuch der slowenischen Hauptstadt auch schon mit glänzenden Augen empfohlen? Unser Auszug aus dem VIA-Tagebuch soll Ihnen zeigen, warum sich ein Ljubljana-Wochenende – am besten ein verlängertes – tatsächlich unbedingt lohnt!
Ljubljana – oder auf gut Österreichisch Laibach – ist auf den ersten Blick ein lebhaftes Sammelsurium. Von Wolkenkratzern (der erste, Nebotičnik, gehörte in den Dreißigerjahren zu Europas höchsten), sozialistischen Bausünden (Platz der Republik), verspielten Jugendstilfassaden, antikisierten Gebäuden, wilden Graffiti und dem quirligen Leben direkt am Flüsschen Ljubljanica, das schmal wie eine Gracht den herrschaftlichen Burgberg umfängt. Am besten, man startet zu Fuß von einem Hotel in oder nahe der Innenstadt, denn diese ist herrlich autofrei und alle Highlights fußläufig zu erreichen.
Freitag: das Schloss erobern
Die Anfahrt ab Graz ist mit zwei Stunden so kurz, dass man energiegeladen die erste Entdeckungstour startet. Wir spazieren vom Hotel fünf Minuten Richtung Fluss und landen zufällig punktgenau am Prešernov trg, am besten Ausgangspunkt für eine Stadterkundung. Der Platz mit dem Denkmal des slowenischen Dichters France Prešeren fühlt sich sofort wie ein Outdoor-Wohnzimmer an. Tratschende Familien, Touristen drehen sich zur Musik zweier Harmonikaspieler staunend im Kreis: Die barocke Franziskanerkirche dominiert mit roter Fassade und grüßt „Ave, gratia plena“, also „Sei gegrüßt voll der Gnade“, flankiert vom eleganten Jugendstil des prachtvollen Kaufhauses Emporium und dem schmalbrüstigen, fast dreieckigen Šmalc-Haus mit bunter Jahrhundertwende-Anmutung – und dann Tromostovje, Dreibrücken: Der Ljubljaner Architekt Jože Plečnik baute in den 1920er-Jahren zur bestehenden Karlsbrücke zwei Fußgängerstege, das hübsche Brückenensemble führt nun autofrei zum Stadtplatz Mestni trg und bietet außerdem rundum beste Postkartenmotive inklusive einladenden Blicks auf Burgberg und Schloss Ljubljana. Nix wie hin!
Davor biegen wir aber noch hungrig zur Säulen- bzw. Markthalle entlang des Flusses ein – ebenfalls ein markantes Gebäude von Plečnik. Hier am Platz neben der Kathedrale des hl. Nikolaus kochen freitags Gastronomen der Stadt Gerichte aller Herren Länder zu „Fingerfood-Preisen“ aus und nach einer köstlichen afrikanischen bzw. mexikanischen Stärkung am Biertisch sind wir bereit.
Den Burgberg zu erklimmen, erinnert wie vieles in Ljubljana an Graz: Größe der Altstadt, Übersichtlichkeit und Gemütlichkeit fühlen sich heimelig an. Auf der Burgwiese probt man gerade für ein Konzert, wir steuern dennoch gleich den Turm an, gierig nach Aussicht. Beim Eingang ein Hoppala: Wir haben noch keine Tickets … Mit QR-Code ist das rasch online erledigt. Eine Doppelwendeltreppe führt uns zum herrlichen Panoramablick. Die Schlosstour überzeugt vollends: Eine Foto-Ausstellung in wunderbar adaptierten Räumen, die altes Gemäuer und moderne Transparenz vereinen, slowenische Geschichte (auch in Form einer virtuellen Reise), ein Marionettenmuseum und unterirdische Gänge mit künstlerisch ausgestalteten Räumen (Staunen ohne Ende), die uns schließlich wieder hinaus auf die Burgwiese führen – diese hat sich mittlerweile gefüllt: Alle lauschen in Picknick-Atmosphäre dem temporeichen Swing der Band; die Sonne neigt sich dem Abend zu.
Samstag: der freundliche Teufel
An der Promenade der Ljubljanica zu spazieren ist für hungrige und durstige Flaneure ein Muss, befinden sich hier doch zahlreiche Restaurants und Bars und mit Blick auf das ruhige Gewässer, auf Ausflugsboote, Kanus und SUPs kann man bestens die Seele baumeln lassen. Weiter westlich entlang des Flusses, am Breg, gibt es jeden Samstag einen Kunsthandwerksmarkt … Zahlreiche Ausstellungsstücke zeugen von geschickten Händen und einfallsreichen Köpfen. Bei „Lepa Mami“ (Schöne Mutter) können wir nicht vorbeigehen und erstehen ein Shirt, bedruckt mit einem süßen Teufelchen. Den „friendly devil“, so erklärt die Inhaberin – wie alle Ljubljaner in einwandfreiem Englisch –, habe ihr sechsjähriger Sohn gezeichnet. Da sie sein Werk für Schmuck und Drucke verwende, bekomme er nun einen Teil der Einnahmen als Anerkennung. Wir folgen weiter dem Tipp eines Einheimischen, denn Križanke ist nur einen Steinwurf entfernt: Jože Plečnik (Sie wissen schon) gestaltete hier aus dem 1200 gebauten Kloster des Deutschritterordens nach dem Zweiten Weltkrieg ein absolut sehens- und bestaunenswertes Freilufttheater.
Sonntag: Tivoli-Park und Museen
Vormittags zieht es uns hinaus ins Grüne, denn der Tivoli-Park liegt unweit des Hotels. Am Weg liegen Parlament, Opernhaus, National- und Naturkundemuseum, Nationalgalerie, Moderne Galerie und die serbisch-orthodoxe Kirche hl. Kyrill und Methodius, deren Innenräume mit prachtvollen Fresken ausgestaltet sind. Auch im Tivoli-Park hüpft das Herz der Kunstfans: Freiluft-Fotogalerie und -Skulpturen begleiten uns zum Schloss Tivoli.
Das ehemalige Herrenhaus beherbergt eine Sammlung moderner Grafik und auch ein einladendes Café. Vom alten Museumsviertel lohnt sich ein Spaziergang ins neue Museumsviertel definitiv, denn hier scheint Metelkova Mesto bunt und wild aus dem Boden zu wachsen: Dieses erstaunliche Künstlerviertel voller Graffiti und verrückter Plastiken entstand dort, wo die jugoslawische Armee Anfang der Neunziger nach der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens abzog – sofort wurden diese Gebäude besetzt.
Zuletzt das Tüpfchen auf dem i: Bei einer gemütlichen Bootsfahrt auf der Ljubljanica all die vielen Eindrücke sickern lassen – bis bald, liebe Drachen!
Reise-Info
Anfahrt Graz–Ljubljana
Auto: 2 Stunden (194 km)
Zug: ca. 3,5 Stunden
Flixbus: 2 Stunden 45 Minuten
Übernachtung:
Große Auswahl von Hostels bis 5 Sterne. Lieber zentral nächtigen, denn Parkplätze sind rar und teuer!
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