Eins, zwei, grüne Wand!

Eins, zwei, grüne Wand! Foto: shutterstock
Kein Platz zum Gärtnern? Gilt ab sofort nicht mehr als Ausrede. Vertikale Bepflanzungen sehen nicht nur superhip aus, sondern funktionieren auch auf engstem Raum – und sogar ohne grünen Daumen.
Eins, zwei, grüne Wand! Foto: shutterstock

Großstadtpflanzen auf kleinstem Raum: Wandgärten sind nicht nur optisch ein Knaller, sondern brauchen auch kaum Platz, um zu sprießen. Und: Wer Grünzeug sät, wirkt dem Klimawandel entgegen. Foto: shutterstock

Sie sprießen an allen Ecken und Enden: grüne Wände. Vollständig bewachsene oder kunstvoll begrünte Fassaden zählen in größeren Städten schon fast zum guten Ton – und beweisen damit klar: Vertical Gardening ist Trend. Jedes Kind weiß, dass Pflanzen unsere Luftqualität enorm verbessern, indem sie Schadstoffe absorbieren. Aber nicht nur das, denn eine Umgebung, die wächst und gedeiht, trägt nachgewiesenermaßen auch zum Wohlbefinden bei.

Fassadenbegrünung birgt aber noch mehr Nachhaltigkeit in sich: Pflanzen an Wänden fungieren sowohl im Winter als auch im Sommer als Wärmedämmer, natürliche Klimaanlage sowie als lärmund somit stressreduzierende Schalldämpfer.

„Vertikalbegrünung ist eine wirkliche Innovation, sowohl im Indoor- als auch im Outdoorbereich“, betont Hannes Baumgartner, Geschäftsführer von Baumgartner Gartengestaltung in Graz. „Gerade rasch wachsende Städte mit immer kleineren Grünräumen bedürfen einer gut durchdachten Gestaltung. Da ist die Vertikalbegrünung ein wichtiger Problemlöser. Dem Klimawandel und der damit verbundenen Erwärmung wirken vor allem Pflanzen im städtischen Ballungsraum positiv entgegen.“

„Gerade in rasch wachsenden Städten mit immer weniger Grünräumen ist die vertikale Bepflanzung ein bedeutender Problemlöser.“ Hannes Baumgartner, GF Baumgartner Gartengestaltung in Graz

Ganz schön viele Punkte, die für vertikale Begrünung sprechen. Und dabei wurde einer noch gar nicht genannt: Lebende grüne Wände machen optisch mehr her als so manches Bild – und möbeln nicht nur Großfassaden im Nu auf, sondern auch Balkone oder Terrassen in der Stadt. Das Gute daran: In der vertikal gepflanzten Variante findet Grünzeug selbst auf kleinstem Raum Platz. Ganz egal, ob der Balkon nun fünf oder bloß zwei Quadratmeter misst.

Ob man dabei  einen Efeu über die Fassade rund um die Balkontür ranken lässt oder eher aufs Ziehen essbarer Pflanzen setzt, ist Geschmackssache. Mittlerweile gibt es im Gartenfachhandel ausgeklügelte Systeme für vertikale Bepflanzungen – superunkompliziert sind etwa Pflanztaschen, die so gut wie überall aufgehängt werden können. Aber auch eine aufgestellte Palette oder vertikal aufgehängte, oben aufgeschnittene und mit Erde gefüllte PET-Flaschen bieten Platz für bunte Blumen, Kräuter, Salat, Radieschen oder Erdbeeren (die übrigens besonders gut im Wandgarten gedeihen).

Es grünt so grün

Wer über ein vertikales Gartensystem nachdenkt, braucht allerdings noch Geduld, denn bepflanzt werden sollte er – wie jeder Outdoor-Garten – erst Ende Mai nach den Eisheiligen. Wer schneller ernten will, kann einen Monat vorher auf der Fensterbank Pflänzchen ziehen oder gleich Jungpflanzen kaufen. Wichtig: nährstoffreiche Erde, z. B. Blumenerde gemischt mit Kompost. Das A und O bei Vertikalbepflanzung ist allerdings die Bewässerung, sofern nicht von Hand gegossen wird. Gerade die oberen Etagen neigen nämlich schnell dazu, auszutrocknen. Als einfache Lösung eignet sich hier ein um die Etagen des Wandgartens gelegter Schlauch mit mehreren Löchern: Wasser marsch!

Welche Pflanzen für Wandgärten?

Outdoor auf Balkon/Terrasse: Für flächige vertikale Bepflanzungen eignen sich z. B. immergrüne bzw. blattabwerfende Arten wie Wilder Wein oder Trompetenblume – die Auswahl der Pflanze erfolgt je nach Sonneneinstrahlung und Möglichkeiten der Bewässerung.

Gut geeignet für vertikale Outdoor-Bepflanzung: Kräuter wie Thymian, Lavendel, Salbei, Rosmarin etc. sowie Erdbeeren.

Für Standorte mit wenig Sonne: Petersilie, Dill, Schnittlauch, Minze und Radieschen.

Eher ungeeignet für Wandgärten: Tomaten, Zucchini, Gurken, Kohl, Kartoffeln.

Im Innenraum: Als „lebendes Bild” funktionieren ab einer Fläche von 80×100 cm – je nach Lichtverhältnissen – Zimmerpflanzen wie Farne (gute Schadstoffabsorbierer), Philodendron, Bromelien, Chlorophytum, aber auch Efeu bzw. Efeutute.

ANJA FUCHS