Schroffe Klippen, mystische Ruinen, putzige Cottages, urige Pubs und wildromantische Strände: Cornwall ist England im Bilderbuchformat. Eine Entdeckungsreise auf König Artus’ Spuren.
Es gibt Orte, an denen kommt man schon allein ihres Namens wegen nicht vorbei. Land’s End ist so ein Ort. Nicht, dass es an der rauen südwestlichen Spitze Englands nicht auch genug andere Plätze geben würde, an denen die Wellen mit voller Wucht an schroffen Klippen brechen, über denen stolz samtig grüne Hügel thronen. Orte, an denen man vor lauter Naturschönheit ganz demütig wird. Aber Land’s End ist halt besonders. Magisch. Symbolisch. Eine Landzunge, die das westliche Ende des britischen Festlands in Cornwall bildet. Und die – wie man’s will – den Anfang oder das Ende eines Abenteuers (sprich, eines Cornwall-Trips) markiert.
Wer hier völlige Naturbelassenheit erwartet, wird jedoch eines Besseren belehrt. Denn in Land’s End gibt es nicht nur ein riesiges Besucherzentrum mit Souvenirläden, Restaurants und Ausstellungen, sondern sogar ein eigenes Hotel. Aber keine Sorge – will man sich dem touristischen Trubel nicht hingeben, erkundet man einfach die spektakulären Wanderwege innerhalb der bis zu 60 Meter hohen Klippen oder beobachtet die tierischen Bewohner rund um Land’s End, von Vögeln über Robben bis hin zu Walen.
Kornisch kitschig
Ob Land’s End nun als letzte oder erste Station einer Cornwall-Rundreise dient: Ein paar Hotspots rundum sollten mit auf die To-see-Liste. Darunter der Lizard Point (südlichster Punkt Englands, ca.40 Kilometer entfernt) sowie dazwischen das Wahrzeichen der Grafschaft Cornwall, die Gezeiteninsel St. Michael’s Mount, zu erreichen mit der Fähre oder (bei Ebbe) über einen schmalen Damm ausgehend vom Ort Mariazon. Legenden besagen, dass hier einst eine große Schlacht zwischen König Artus und einem Riesen stattgefunden haben soll.
Auch das malerische Fischerdörfchen Mousehole liegt nur einen Katzensprung östlich von Land’s End entfernt. Einer der ältesten Häfen Cornwalls und ein Ort, der nicht umsonst immer wieder als hübschestes Städtchen Südenglands gehandelt wird. Man könnte fast sagen: Mehr Rosamunde-Pilcher-Feeling geht kaum. Wer hier einkehrt, sollte auch gleich die lokale Pubkultur kennenlernen – zum Beispiel im „The Ship Inn“ oder im „’Hole Foods Deli“ bei urigen Biersorten, knusprigem Fish and Chips, gedämpften Muscheln oder den für die Region typischen Cornish Pasties – mit allerlei rustikalen Zutaten gefüllte Pasteten. Eine Spezialität, die man bei jedem Cornwall-Trip probiert haben muss, am besten begleitet von einem kornischen Ale.
Der Legende nach …
Etwas nordöstlich von Land’s End befindet sich die Stadt St. Ives, bekannt für ihre lebhafte Kunstszene mit zahlreichen Ausstellungen und als Surferparadies.
Tipp: Wer’s selbst nicht so mit dem Surfen hat, bucht einen Bootstrip nach Seal Island westlich der Stadt und sieht dort den Seehundkolonien beim Wellenreiten zu.
Weiter gen Norden geht es nach Newquay, einer der bekanntesten Surfspots Cornwalls, der außerdem das Blue Reef Aquarium mit seinem spektakulären Unterwassertunnel beherbergt. Wiederum etwas weiter nördlich, zwischen Newquay und Padstow, liegen die Bedruthan Steps – eine skurrile Formation aus frei stehenden Klippen, die der Legende nach dem Riesen Bedruthan als Steighilfe zum Überqueren des Meeres dienten. Die Ebbe abzuwarten, um über die steile Treppe zum Strand hinabsteigen zu können, zahlt sich aus – belohnt wird man mit einer Szenerie, die einem Märchen gleicht. Der märchenhafteste Wander- bzw. Fahrradweg Cornwalls ist übrigens der Camel Trail, ausgehend von der nächsten Ortschaft, dem Fischerdorf Padstow.
Fährt man weiter nach Norden, erreicht man mit St. Isaac den nächsten charmanten Fischerort, an den sich ein Abstecher sowohl optisch als auch kulinarisch (Tipps: „Fresh from the Sea“ und „Chapel Café“) zweifellos lohnt. Sich ordentlich zu stärken, ist bei einer Cornwall-Rundreise sowieso immer sinnvoll – vor allem, wenn es darangeht, einen der geschichtsträchtigsten Schauplätze der Region zu erkunden: Schloss Tintagel, angeblicher Geburtsort und Residenz von König Artus.
Wahrheit oder Mythos?
Auf einer tropfenförmigen Halbinsel befinden sich heute noch die Ruinen des einstigen Castles, das eng mit der Artussage, den Mythen rund um die Ritter der Tafelrunde und den Zauberer Merlin verbunden wird. Wie mit dem Fels verwachsen wirkt die Ruine, die mittlerweile für Touristen über eine metallene Brücke erreichbar ist. Amüsant, aber wahr: Tintagel kann gar nicht Artus’ Geburtsort sein, denn die Burg wurde erst rund 700 Jahre nach der Artus-Zeit errichtet – eine falsche Behauptung eines Chronisten, die danach zig Jahre so abgeschrieben und damit weitergetragen wurde. Egal, wie auch immer es sich wirklich zugetragen hat: Die Szenerie vor Ort macht’s wieder wett.
Cornwall-Facts
Die Grafschaft Cornwall hat
… ca. 566.000 Einwohner.
… eine Fläche von 3.562 m2.
… hat mit fast 700 km die längste Küste Englands.
… hat mehr als 300 Strände.
Anja Fuchs
Beitragsbild: Benjamin Elliott/unsplash