Kilometerlange einsame Sandstrände, bizarre Felsformationen und der Zauber historischer Städte. Wer die Algarve pur erleben möchte, kommt am besten außerhalb der Saison.
Im Juli und August bestimmen die Touristen den Rhythmus an der Algarve. An den Stränden stehen die Liegestühle während der Sommermonate dicht an dicht. In den quirligen Küstenorten wie Lagos oder Albufeira schieben sich abends Menschentrauben durch die engen Gassen, bis spätnachts wummern die Bässe der Klubs.
Die Algarve im Sommer ist wunderschön – aber hoffnungslos überlaufen. Wer das Glück hat, flexibel zu sein, lernt zwischen Oktober und April eine andere Algarve kennen – urtümlich, blühend und nahezu menschenleer. Statt brütender Hitze herrschen untertags frühlingshafte Temperaturen.
Unter 10 Grad fällt das Thermometer praktisch nie – also perfekt für Ausflüge ins Hinterland, Wanderungen oder Radtouren entlang der herrlichen Küste. Foodies kommen an der Küste voll auf ihre Kosten und alles aus dem Meer auf den Teller: Cataplanas oder Caldeiradas (Fischeintopf), Austern aus Baleeira bei Tavira, Alvor und der Ria Formosa und frittierte, kleine Tintenfische. Mandeln, Feigen, Johannisbrot oder Orangen werden zu süßen Desserts verarbeitet.
Der Medronho danach (ein Schnaps vom hiesigen Erdbeerbaum) ist Pflicht.
Das Tor zur Algarve
Die meisten Algarve-Besucher starten ihre Reise am internationalen Flughafen von Faro, der größten Stadt und zugleich der Hauptstadt des Distrikts.
Ein paar Stunden Aufenthalt in Faro lohnen allemal. Das historische Zentrum ist noch teilweise von einer Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert umgeben.
In den verschlafenen Gässchen verstecken sich Restaurants, Cafés und Galerien. Vor der Stadt breitet sich die Lagunenlandschaft des Parque Natural da Ria Formosa aus, ein dichtes System aus Wasserarmen, Sandbänken und Düneninseln, das aufgrund seines sensiblen Ökosystems unter Naturschutz steht.
Auf den Laguneninseln ist so mancher schöner Strand zu finden.
Etwa 15 Kilometer nordwestlich von Faro wartet das quirlige Städtchen Loulé. In der neomaurischen Markthalle am Largo Gago Coutinho und in den angrenzenden Straßen tobt jeden Vormittag das pralle Leben. Die Stille in den Gassen der alten Medina ist nach dem Marktbesuch ein wundervolles Konstrastprogramm.
Strände ohne Ende
Von der Südwestküste nahe Aljezur bis zum äußersten Osten bei Vila Real de Santo António gibt es etwa 200 Kilometer an Stränden. Einsame Küstenstriche findet man an der Costa Vicentina, an den Stränden der windigen Westküste wie dem Praio do Amado in Carrpateira ist auch außerhalb der Saison so mancher Surfer auf der Suche nach der perfekten Welle. Zwischen Filamoura und Lagos staunt man über bizarre Felsformationen und zerklüftete, kathedralenartige Höhlen.
Ans Ende der Welt
Cabo de São Vicente ist der südwestlichste Zipfel des europäischen Festlandes. Ein 24 Meter hoher Leuchtturm thront in der Mitte des Kaps. Ganz Mutige wagen sich bis an den Rand der beinahe senkrechten Klippen und sehen der tobenden Brandung des Atlantiks zu.
CLAUDIA PILLER-KORNHERR
Beitragsbild: iStock/ Iurii Buriak