Geliebtes Lappland

Von einem, der auszog, um mit dem Hundeschlitten, die Wildnis zu erobern. Eine Geschichte von Abenteuer, Freundschaft und der Suche nach sich selbst.

„Ich habe wohl eine Sucht danach, außergewöhnliche Orte zu sehen“, sagt Laurenz Maresch und seine dunklen Augen funkeln vor Begeisterung. Gleich zu Beginn unseres Gespräches ist klar: Vor mir sitzt einer, der sich Träume erfüllt. Pauschalurlaub sollen andere machen, Laurenz Maresch liebt das Abenteuer. „Reise lieber ungewöhnlich“ ist gewissermaßen das Credo des Grazer Zahnarztes, der zuvor schon Fünftausender in Tadschikistan und Kirgisistan bestiegen hat. Wir haben uns in einem Café in der Grazer City verabredet, der 45-Jährige will mir über eines seiner größten Abenteuer erzählen, eine Tour mit dem Hundeschlitten – 270 Kilometer quer durch das finnische Lappland.

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Wie jeder Mann sei auch er immer schon auf der Suche nach dem großen Abenteuer. „Und irgendwie auch nach mir selbst“, schmunzelt er. Und so schenkte sich der abenteuerlustige Steirer die Reise kurzerhand selbst zum 40. Geburtstag. Ebenso umtriebige Reisebegleiter aus dem Freundes- und Bekanntenkreis waren bald gefunden.

Eine sechsköpfige Männerpartie bereitete sich ein Jahr lang gemeinsam auf den Trip in die lappländische Wildnis vor. Ende März wird es schließlich ernst. Via Graz, München und Helsinki fliegt das Herren-Sextett in den 6000-Seelen-Ort Kittilä, dem zweitnördlichsten Flughafen Finnlands. Hier oben, 150 Kilometer nördlich des Polarkreises beginnt die am spärlichst besiedelte Region Finnlands: Gerade einmal 0,7 Einwohner kommen in dieser Gegend auf einen Quadrat­kilometer.

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Ausgangspunkt der Reise ist die Äkäskero Wilderness Lounge, Hotel und gleichzeitig Husky- Camp, geleitet vom Kärntner Bernhard Klammer, der die Anlage vor über 20 Jahren übernommen hat und liebevoll verwaltet. Über 200 Schlittenhunde leben im Camp in ihren Familienverbänden. Und Gäste aus aller Welt starten von hier aus ihr Schlittenhund-Abenteuer. Nicht ohne zuvor in der Kleiderkammer des Camps dicke Daunenanoraks und Spezialschneeschuhe auszufassen – rund um den Polarkreis ist es auch noch im März empfindlich kalt.

37 Hunde kommen mit auf die achttägige Tour. Sieben ziehen den Schlitten des Mushers – so wird der Schlittenhundeführer genannt, fünf Hunde die Schlitten der sechs Tourteilnehmer, davon ist einer immer ein Leithund. „Orcan, Nelson, Marky, Susa und Willy –  so hießen meine fünf.“

Diese Namen merke er sich für immer, erzählt Maresch. „Mensch und Hund bauen eine wundersame Beziehung zueinander auf.“ Fokussiert sind die Schlittenhunde jedoch auf den Musher – nur wenn er Pause macht, bleiben auch sie stehen. Der sensible Umgang des Hundeführers mit den hochintelligenten Tieren ringt ihm Respekt ab: „Der Musher ist für die Hunde der Boss. Ihm gehorchen sie bedingungslos. Und sie scheinen jedes Wort zu verstehen.“

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Die Einheit von Mensch und Tier – ein Aspekt seiner Reise, der Laurenz Maresch faszinierte.

Hund und Mensch als Einheit

Wenn die Huskys in der Früh vor die Schlitten gespannt werden, seien sie kaum zu bändigen vor Adrenalin und Energie. „Wenn dann das „Go!“ vom Musher kommt, sprinten sie los, dass du dich kaum auf dem Schlitten halten kannst.“ Zwischen vierzig und sechzig Kilometer pro Tag fährt die Gruppe auf vorgespurten Wegen, das bedeutet, bis zu sechs Stunden am Schlitten zu stehen, Ein- und Ausspannen der Hunde nicht eingerechnet.

„Auf dem Schlitten zu stehen, den eisigen Fahrtwind im Gesicht zu spüren, das Keuchen der Hunde, das Knirschen der Kufen zu hören und rundum die unendliche Weite Lapplands – da bekommst du Demut vor der Natur.“ Ein Gefühl, für das Maresch den Huskys gegenüber innigen Dank empfindet: „Die Hunde geben alles, um dir dieses Gefühl von Freiheit und Glück zu ermöglichen.“ diashow-1

Die Nächte verbringt die Gruppe in Blockhütten entlang der Route – ohne Strom und Bad, aber immer mit einer Sauna­ als Dusch-Ersatz. Bevor es gemütlich wird, ist Teamarbeit gefragt. Für Wasser muss ein Loch in die Eisdecke des nahen Sees gebohrt werden.

Gemeinsam werden die Mahlzeiten zubereitet – „Rentiergeschnetzeltes schmeckt traumhaft“ –, Holz gespalten, die Sauna geheizt und die Hunde gefüttert. Nach der Fütterung stimmen die Hunde ein minutenlanges, durchdringendes Geheule an. „Anfangs wussten wir gar nicht, was das zu bedeuten hat. Bis uns unser Musher erklärt hat, dass das ihre Art ist, ihre Dankbarkeit zu zeigen – ein Dankeslied sozusagen.“

 

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Sieben Männer, 37 Schlittenhunde, 270 Kilometer quer durch die Wildnis von Lappland. Ein Abenteuer, das wohl ewig in Erinnerung bleiben wird.

Teamgeist und Polarlichter

Für Laurenz Maresch ist das Gemeinschaftserlebnis auf der Tour prägend. „In einer solchen Situation musst du dich aufeinander verlassen können. Bei einer Außentemperatur von minus 30 Grad diskutiert man nicht, wer jetzt Holz hacken geht.“

Da sei es auch egal, ob einer daheim ein Arbeiter, Lehrer oder Zahnarzt ist – jeder hilft jedem. Als keiner so richtig damit rechnet, sichten Maresch und seine Truppe direkt über sich Aurora Borealis, das sagenumwobene Polarlicht. „Die Finnen sagen dazu Revontulet, das bedeutet Fuchsschwanzfeuer.“ Für den Abenteurer Laurenz Maresch ein Gänsehautmoment und einer der Höhepunkte einer unvergesslichen Reise:

„Wir sind uns vor Freude in den Armen gelegen wie die kleinen Kinder!

Info www.akaskero.com 

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