Reisen hat für uns alle eine neue Bedeutung bekommen. Wie funktioniert Urlaub im Zeitalter von Covid-19? Gerhard Widmann, Geschäftsführer des Flughafen Graz, im Interview* über das Fliegen post Corona.
Wie geht es Ihnen derzeit in Ihrer Funktion als Direktor des Flughafen Graz?
Widmann: Die Coronakrise erschwert jede noch so gut gemeinte Prognose. Alles, was wir uns an unserem Standort aufgebaut haben, ist durch die Pandemie so gut wie dahin. In den letzten und auch in den kommenden Monaten war und ist deshalb wesentlich, nicht in Resignation zu verfallen – stattdessen heißt es: Ärmel hochkrempeln und schrittweise jede Herausforderung verbunden mit Covid-19 meistern. Konkret bedeutet das für uns am Flughafen Graz, neben dem Krisenmanagement auch alle Vorkehrungen für das Ramp-up, sprich das komplette Wiederhochfahren unseres Betriebs innerhalb kürzester Zeit, zu treffen.
Für die einzige regelmäßige Kundenfrequenz auf dem Flughafenareal sorgte während des Shutdowns ja nur der dort untergebrachte Supermarkt, der offen geblieben ist, sowie die Autovermieter und seit einigen Wochen die Bankfiliale vor Ort. Natürlich waren auch der ÖAMTC, der Polizeihubschrauber des BMI und die Hagelflieger im Einsatz.
Was erwartet mich als Fluggast post Corona am Flughafen Graz?
Eines der wichtigsten To-dos für Fluggäste: Ab dem Betreten des Terminals sind Masken zu tragen. An allen neuralgischen Punkten befinden sich Desinfektionsstationen. Durchsagen und Bodenmarkierungen geben zusätzlich Orientierung in Hinblick auf gesetzliche Vorschreibungen und notwendige Maßnahmen.
Alle Check-in-Schalter sowie jegliche Desks und Services, an denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Gästen in Kontakt kommen, sind mit Plexiglas ausgestattet worden und die Sicherheitskontrollen finden weitgehend ohne Körperkontakt statt. Zudem besteht aufgrund der Größe des Flughafen Graz die Möglichkeit, großteils ohne Bustransport der Gäste auszukommen und das Flugzeug zu Fuß zu erreichen.
Was passiert, wenn Fluggäste keine Maske tragen oder mit sich führen?
Masken sind auch vor Ort erhältlich und werden zum Selbstkostenpreis angeboten.
Ein Szenario, das angesichts der weltweiten Pandemie mitbedacht werden muss: Was geschieht, wenn ein Fluggast Corona-Symptome aufweist?
Für diesen Fall gibt es einen Alarmplan und strikt festgelegte Richtlinien. Die Gesundheitsbehörde und die Exekutive unterstützen uns dabei direkt vor Ort.
Wie sah und sieht Ihr persönlicher„Corona-Alltag“ am Flughafen Graz aus?
Weil eine Herausforderung die nächste jagt, bin ich viel vor Ort. Ich muss gewährleisten, dass für Fluggäste sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die höchstmögliche Sicherheit geboten ist. Die Zukunft des Flugverkehrs wird neu geschrieben. Dahin gehend obliegt es auch mir, Kosten und Aufwand zu regulieren, Investitionen neu zu überprüfen und Sparpakete zu schnüren. Letztere werden aber nicht den Gast betreffen.
Zudem führe ich regelmäßige Gespräche mit unseren Mietern. Wir können diese Krise nur gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern in allen Bereichen meistern und ich bin mir sicher: Wir werden es schaffen!
Wann wird der Flughafen Graz „wieder erwachen“?
Ab 22. Juni 2020 fliegt die AUA wieder die Strecke Graz–Wien und ab 1. Juli die Lufthansa von Graz nach Frankfurt. Von dort gibt es dann wieder viele Umsteigemöglichkeiten. Zudem ist unser Restaurant Globetrotter geöffnet und erwartet genussfreudige Gäste im ersten Stock mit freiem Blick auf das Fluggeschehen.
Von welcher Reise träumen Sie momentan besonders?
Ehrlich gesagt wünsche ich mir seit Wochen nur, dass der Flugverkehr Stück für Stück wieder in einen Normalbetrieb zurückkehren kann. Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich persönlich Citytrips liebe. 2020 hätte ich außerdem einen Urlaub in Griechenland geplant. Aber wie gesagt gilt meine Hauptsorge derzeit dem Unternehmen und dass es allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell und langfristig gut geht.
* Das Interview wurde Anfang Juni 2020 aufgezeichnet (Anmerkung der Redaktion).
TINA VEIT-FUCHS