Selbst gemachte Marmeladen, Säfte und Chutneys – wer kann, kocht zurzeit ein, was die Natur hergibt.
Einkochen ist längst kein Zeitvertreib für Omas in Kittelschürzen mehr. Einkochen ist nämlich hip.
Der DIY-Hype (Do it Yourself) ist nach selbst gebauten Palettenmöbeln und dem eigenen Garten auf dem Balkon jetzt auch bei eingelegtem Obst und Gemüse angekommen.
Unsere Omis haben früher alles eingerext, was bei ihnen im Garten wuchs, weil es erstens günstig war und zweitens Nahrungsmittel oft knapp waren – Bevorratung war angesagt. Und heute? Konserven Marke Eigenbau sind die Gegenbewegung zu industriell gefertigten Convenience-Produkten. Individualität schlägt Einheitsbrei. Mach ich mir zum Beispiel meine Marmeladen selbst, habe ich die Kontrolle über Zusatzstoffe, kann mehr oder weniger Zucker hinzufügen oder dank Ersatzstoffen wie Agavendicksaft ganz auf ihn verzichten. Außerdem habe ich die Freiheit, geschmacklich zu variieren.
Schon mal Zwetschkenmarmelade mit Ingwer probiert? Ein Gedicht!
„Menschen wollen bessere Esslösungen und keine besseren Marketingstrategien“, schreibt Hanni Rützler vom Zukunftsinstitut, die die neuen Essenstrends im Food Report 2018 aufrollt. Außerdem: „Der Foodie möchte Lebensmittel wieder sinnlicher wahrnehmen.
Er möchte wieder ‚näher ran‘ ans Produkt, er möchte schauen, riechen, probieren, die Atmosphäre der Produktionsstätte einfangen, die Produzentinnen kennenlernen, mit ihnen über die Herstellung sprechen, mehr über die Verarbeitungsschritte und ideale Zubereitungsarten in Erfahrung bringen. Das alles kann ihm der traditionelle Supermarkt nicht bieten.“
Suche Äpfel, biete Hollersaft
Mit Kleidertauschbörsen hat es begonnen, mittlerweile wird auch beim Essen getauscht, was geht. Bei den Food Swaps, einer Idee aus den USA, darf nur gehandelt werden, was selbst hergestellt wurde. Etwa Obst und Gemüse, Eingelegtes oder Brot. In Deutschland längst gang und gäbe, tauschen junge Leute, was das Zeug hält. Während man früher als altbacken galt, wenn man selbst gemachte Dips zu einer Party mitgebracht hat, ist man heute der Hero. Also ran an die Töpfe!
Einkochen – so geht’s
Kurz vorweg: Einlegen und einkochen kann man grundsätzlich alles, was man möchte. Prinzipiell auch in jedes Glas. Da hat jeder Foodie seine Favorites. Manche schwören auf die guten, alten Rexgläser mit der roten Gummidichtung, andere auf klassische Schraubdeckelgläser. Wichtig ist nur, dass die Gläser sauber sind. Jetzt zum Geschmack. Mit einem heißen Essigsud kann man Gemüse oder Eierschwammerl sauer einmachen (das Rezept finden Sie hier auf dieser Seite). Paprika, Tomaten, Artischocken oder Zucchini schwimmen aber auch gerne in Olivenöl, dazu noch ein paar Gewürze und Kräuter und der Sommer bleibt im Glas.
Süß eingemacht wird Obst. Dazu einfach die zerkleinerten Früchte mit Zucker oder Gelierzucker erhitzen und heiß in Gläser füllen. Eigentlich ganz easy. Und trauen Sie sich ruhig auch an neue Kreationen wie Erdbeermarmelade mit Holunder oder Preiselbeergelee mit Zwetschken. Es muss nicht jedes Jahr alles gleich sein. Die Faustregel: Gut passt meistens zusammen, was gemeinsam reif ist. Seien Sie kreativ!
Klassischer Zwetschkenröster
Zwetschken putzen, entsteinen und vierteln.
Pro Kilo Zwetschken einen Achtelliter Wasser und 20 dag Zucker hinzufügen.
Zusammen mit Zimt und Gewürznelken so lange kochen, bis die Schale sich einringelt.
Danach heiß in saubere Gläser füllen, verschließen und auf den Kopf stellen.
Eingelegte Eierschwammerl
½ Kilo Eierschwammerl
3 weiße Zwiebeln
2 EL Pfefferkörner
3/8 Liter Kräuteressig
¼ Liter Wasser
Salz
eine Prise Zucker
eventuell Senfkörner
Eierschwammerl waschen, mit kochendem Wasser übergießen und vier Minuten ziehen lassen. In einem Sieb abtropfen lassen. Zwiebeln in dünne Ringe schneiden. Abwechselnd Schwammerl, Zwiebel und Pfefferkörner ins Glas schichten. Wer möchte, kann noch Senfkörner hinzugeben. Essig mit Wasser, Zucker und Salz aufkochen, über die Schwammerl gießen und Gläser gut verschließen.
Ab ins Glas – aber richtig
1) Saubere Gläser verwenden: Am besten im Geschirrspüler bei mindestens 65 Grad waschen, danach noch bei 100 Grad Umluft ins Backrohr zum Sterilisieren. Deckel im Wasserbad auskochen.
2) Früchte vorbereiten: Nur reifes Obst und Gemüse verarbeiten. Nur wenn unbedingt nötig waschen, damit das Aroma erhalten bleibt. Schadhafte Stellen einfach ausschneiden. Früchte zerkleinern, entweder mit dem Messer oder in der Küchenmaschine. Hartes Gemüse vor dem Abfüllen in Salzwasser blanchieren, so wird es weicher.
3) Gläser befüllen: Gemüse abwechselnd mit Kräutern aufschichten, danach den Sud übergießen. Marmelade und Sirupe am besten mit einem Trichter ins Glas befördern. Bis zur Unterkante befüllen, verschließen, dann zum Auskühlen auf den Kopf stellen oder im Wasserbad einkochen.
4) Eingelegtes richtig lagern: Gläser am besten dunkel und kühl aufbewahren. So bleiben Vitamine und Farbe erhalten.
ELISABETH KRANABETTER
Beitragsbild: iStock/GMVozd