Istrien: Grenzenlos eigenständig

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Istrien schmeckt. Genuss-Insiderin Silvia Trippolt-Maderbacher bittet mit über 300, teils gänzlich neuen Adressen in Buchform zu Tisch.
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Die Hauben-Konoba „Nono” in Umag punktet mit luftigem Bistroflair und vielen Hüten.

Das Meer gibt immer die Richtung vor und es wird klar, dass sich die Geheimnisse des Binnenlandes Istrien in seinen Aromen verbergen, die in den Karst-Bergen und in den Tiefen der Adria liegen. Und diese Adria – sie schmeckt salzig. So salzig, dass man ihre Würze in den Salinen von Piran abfüllt und blütenweiß als traditionelles Meersalz und Fleur de Sel verkauft. Die Sonne hilft dabei. Sie ist es, die das Wasser in den flachen Becken verdunsten lässt und die Blumen des Meeres zum Vorschein bringt. Über Nährendes, gewürzt mit dem Salz der Emotionen, kann Silvia Trippolt-­Maderbacher einiges berichten. Verheiratet mit dem Haubenkoch und Lavanttaler Bärenwirt ­Josef Trippolt ist die Autorin und mittlerweile auch Gastronomin seit vielen Jahren als ­Istrien-Kennerin unterwegs. In der aktuellen Neuauflage ihres Bestsellers ­„Genießen in Istrien“, erschienen im Styria-Verlag, hat sie über 300 Adressen und kulinarische Highlights zusammengetragen. Den charmanten Süden vor unserer Haustür bezeichnet die zweifache Mutter als ihre zweite Heimat, in der Leser dank ihres ­Buches von Tisch zu Tisch ziehen.

„Es gibt nichts Schöneres, als Land und Leute über die Essenskultur einer Region kennenzulernen.“ Silvia Trippolt-Maderbacher, Autorin

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Die beliebte Konoba „Asterea” in Brtonigla ist eine Institution für Gutes vom Rost.

Trüffel, Olivenöl, Wein, Austern, Schinken, Käse, Meeresfrüchte – welchen kulinarischen Schatz soll man sich wo einverleiben? „Eine Lieblingsadresse ist das ,Novecento All’Isola‘ bei Latisana auf dem Weingut Isola Augusta. Viel Charme, eine grandiose Küche à la ,mare e monti‘, ein Vorzeige-Wirt (Carlo Piasentin) und ein stimmungsvolles Ambiente. Eine Fisch-Lieblingsadresse ist das ,Barcaneta‘ in ­Marano Lagunare. Dort steht der Chef Claudio Moretti am Herd. Die frischen Vorspeisen sind ein Traum!“ Fun-Fact: Selbst ein sonniges Gemüt, wartet Trippolt-­Maderbacher jedes Jahr auf den ersten Frost in Istrien. Warum nur? Weil dann nämlich Rosa di Gorizia – eine spezielle Radicchio-Sorte aus Gorizia im Osten der Region – serviert wird. „Sagen Sie ja nicht nur Salat zu ihm“, warnt die Autorin und erläutert: „Die Rosa di Gorizia wird in Honigbalsam geschmort und kommt als Beilage auf den Tisch. Sie wird am Fogolar gegrillt oder ins Risotto gegeben. Schmeckt einzigartig!“

Herbst in Istrien genießen

Der Herbst zwischen Küste und Hinterland ist in Istrien besonders. Ein Riesenvorteil: In der kühleren Jahreszeit ist die Bikinifigur nebensächlich und dem Genuss steht keine strandtaugliche Zahl auf der Personenwaage im Weg. Wo ist es jetzt am schönsten? „In dieser Saison empfehle ich Pordenone im Westfriaul. Da trifft man nämlich kaum bis keine Touristen. Die Stadt verzaubert mit ihren venezianischen Palästen, namhaften Ausstellungen, tollen Läden und grandiosen Essensadressen“, so die Autorin. Die Provinz Pordenone ist außerdem von wunderschöner Natur umgeben. In der kleinen Stadt Polcenigo befinden sich die Quellen von Gorgazzo – türkisblaues Wasser, auch in der dritten Jahreszeit. Silvias Lokaltipps vor Ort: „Al Gallo“ in der Altstadt mit einer fantastischen Meeresküche, das „La Ferrata“ ist eine der bekanntesten Trattorien, im „Montereale“ oder „Grosmi“ schlürft man den besten Espresso. Außerdem: „Der Corso von Pordenone verfügt über die am längsten zusammenhängenden Arkaden. So wird man beim Bummeln selbst bei Regen nie nass.“

Gründe der Verbundenheit

Die Bad St. Leonharderin isst und trinkt sich an der istrischen Lebensfreude und Gastfreundschaft offensichtlich nicht satt. Bereits 2016 legte Trippolt-Maderbacher ihren Erstling in Buchform auf. 2019 folgte dann der weitere Istrien-Bestseller „50 Dinge, die man in Istrien getan haben muss“. Was motiviert die Journalistin, dem Landstrich so verbunden zu bleiben, ohne ihn auserzählt zu haben? „Es gibt für mich keinen schöneren Weg, Land und Leute kennenzulernen, als über die Esskultur einer Region. Überall in Istrien begegnen uns authentische Gastgeber, die stolz sind auf ihr Tun. Sie öffnen nicht nur ihr Lokal für ihre Gäste, sondern auch ihr Heim und ihr Herz“, ist die Autorin überzeugt. Kleine Manufakturen, kreative Start-ups und engagierte Quereinsteiger sorgen zudem für unzählige neue Ein­drücke, viel Innovationsgeist und den willkommenen wirtschaftlichen Aufschwung der Region. „Ob Craftbeer, Gin, Tonic Water oder Ziegenkäse – handwerklich produzierte Lebensmittel schaffen ein neues Bewusstsein.“ Das macht Istrien mitunter grenzenlos eigenständig.

 

Buchtipp

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Genießen in Istrien.
Von Tisch zu Tisch zwischen Küste und Hinterland. Mit über 300 kulinarischen Highlights.
styriabooks.at

 

von Tina Veit-Fuchs