Wir bewahren uns den Sommer im Glas mit Oliven aus Österreich. Ein Blick auf innovative Landwirte, die dem Klimawandel mit dem Anbau von Steinfrüchten antworten.
Der Klimawandel verändert Land und Landwirtschaft. Es wird immer heißer und trockener. „Bereits 2030 könnten in Österreich Temperaturen herrschen wie heute in Teilen Südeuropas. Das stellt heimische Landwirte vor enorme Herausforderungen – und eröffnet gleichzeitig neue Chancen“, stellen Daniel Rössler, Lukas Hecker und Markus Fink an den Anfang. Als Team namens Agro Rebels ergreifen sie genannte Chance und sind 2019 mit der Unternehmung gestartet, exotische Obst- und Gemüsesorten nach Österreich zu holen und damit für die heimische Landwirtschaft neue Einnahmequellen zu erschließen.
Das passiert in engster Zusammenarbeit mit hiesigen Bauern und mit fachmännischem Hintergrundwissen. Daniel Rössler und Lukas Hecke haben jahrelang in Entwicklungsländern gearbeitet und u. a. Agrarprojekte in Afrika, Asien und Osteuropa unterstützt. Markus Fink ist Weltraumphysiker und hat erforscht, wie Pflanzen und Organismen im All überleben können. „Wenn Pflanzen unter schwierigsten Bedingungen sogar im Weltall gedeihen können, dann ist das auch in Österreich schaffbar“, lautet die ambitionierte Mission der Agro Rebels.
Die Olive macht den Anfang. Der Appell an heimische Landwirte: raus aus der Opferrolle und das Narrativ umdrehen. „Der Klimawandel ist nicht mehr weg zureden, aber wir können gemeinsam lernen, ihn für uns zu nützen“, sagt Rössler. In Kooperation mit der BOKU Wien baute man einen Mutter-Olivenhain in Mörbisch als Forschungsbasis auf und importierte 25 unterschiedliche Olivenbäume zwischen ein und 20 Jahren aus fünf Ländern.
Autochthoner Geschmack
Zehn Landwirte aus Österreich will man 2021 in Summe an Bord ziehen und für das Projekt begeistern. Die ganz große Mission: den ersten österreichischen Olivenbaum mit autochthonem Geschmack züchten. In einem Vierkanthof im Mostviertel haben Franz Bräuer und Rosemarie Zechmeister 2015 begonnen, Olivenhaine zu pflanzen. Bräuer kommt eigentlich aus der Logistikbranche, der Erwerb der bäuerlichen Immobilie hat die Landwirtschaft auf seinen Fahrplan gerufen. Etwa zweieinhalb Hektar bewirtschaftet das Paar mittlerweile mit 450 Pflanzen, vorrangig aus Spanien. Vor wenigen Wochen hat er sich eine alte Olivenpresse angeschafft. „Es gibt niemanden, der in Österreich die Olivenfrucht pressen kann. Vielleicht werden wir die Ersten sein.“ Anspruchslos sei hingegen die Pflanze selbst.
„Die Olive ist ein Sinnbild dafür, wie man schön und gut alt wird.“
Die Ernte im November wird zeigen, wie viel Tafeloliven Bräuer und Zechmeister diesmal ins Glas bringen. In der Steiermark bemüht sich Peter Skoff senior am Kranachberg in der Südsteiermark um Oliven. In drei Jahren könnte es so weit sein, dass der Ertrag für eine erste Ölpressung reicht. Bis dahin werden die Steinfrüchte zur Jause in der hauseigenen Buschenschank gereicht. Jüngst ging auch Lukas Weber unter die Olivenbauern. In der Südoststeiermark pflanzte der 23-Jährige 250 Bäume als Zukunftsprojekt. Kaltgepresstes Olivenöl soll hier eines Tages fließen. „Die Olive ist so eine sympathische Pflanze und ein Sinnbild dafür, wie man schön und gut alt wird“, allegorisieren die Agro Rebels.
Tina Veit-Fuchs
Beitragsbild: unsplash