Pecorino, Flamingos und Bottarga im spektakulären Sardinien

Sardinien | Foto: iStock/Balate Dorin
Ein Trip nach Sardinien ist im Nachhinein meistens viel zu kurz … Denn Italiens zweitgrößte Insel ist nicht nur optisch, sondern auch kulinarisch gesehen molto spettacolare!

Ich liebe Inseln. Irgendwann möchte ich auch unbedingt auf einer leben, anstatt dort nur Urlaub zu machen. Aber bis dahin beschäftige ich mich eben emsigst mit der Erkundung diverser Eilande – auch eine Art von Zukunftsvorsorge.

Sardinien | Foto: iStock/RomanBabakin

Der Küstenort Villasimius ist für sein
hippes Nachtleben bekannt – ein beliebtes Trendziel für Cagliaritaner und Urlauber. Foto: iStock/RomanBabakin

Dieses Jahr auf dem Radar: Sardinien. Erzählen lassen hatte ich mir schon viel von der italienischen Insel, die sich südlich von Korsika im Mittelmeer erstreckt. Umso gespannter bin ich, als die Fähre schließlich, nach achtstündiger Fahrt von Livorno aus, in Olbias Hafen einläuft. Was sofort auffällt: die unzähligen Muschelfarmen, die die Wasseroberfläche säumen. Frutti di Mare isst man hier offensichtlich gern und oft.

In Sachen Verkehr sind wir – obwohl mit dem Bus unterwegs, was auf süditalienischen Straßen bzw. Sträßchen schon mal spannend werden kann – sofort positiv überrascht. Keine Spur von Chaos, wie man es etwa von Neapel kennt. Obwohl, vielleicht liegt das auch daran, dass es erst April ist – in der Nebensaison ticken Urlaubsorte ja noch etwas anders. Auf unserem Weg nach Süden, bei dem wir uns durch die Örtchen an der Westküste weiter nach unten schlängeln, können wir uns an der saftig grünen Natur kaum sattsehen. Im Vergleich zur Nachbarinsel Korsika ist Sardinien lieblicher, viel weniger rau.

Das Staunen findet auch im weiteren Laufe unserer Reise kein Ende – denn die Insel ist ein Sammelsurium landschaftlicher Augenweiden. 1.800 Kilometer Küste, gespickt mit karibisch anmutenden, weißen Stränden mit türkisem Wasser, darunter viele kleine, romantische Buchten. Hinter vielen Stränden befinden sich Salinen, in denen es von Flamingos wimmelt. Kein Wunder, denn die rot gefärbten Salinenkrebse stehen bei den eleganten Vögeln hoch im Kurs, und je mehr sie davon naschen, desto rosaroter färbt sich ihr Gefieder.

Bloß keine Diät in Italien!

Apropos Essen: In Sardinien sollte man nicht einmal daran denken, irgendwie Kalorien einzusparen zu versuchen. Wer sich hier nicht durch all die Spezialitäten futtert, ist selbst schuld! Käse etwa zählt auf der Insel zu den Grundnahrungsmitteln – bei gut drei Millionen Schafen und Ziegen eigentlich naheliegend!

Sardinien | Foto: iStock/alpaksoy

Pane Carasau soll es bereits in der Bronzezeit gegeben haben.  Foto: iStock/alpaksoy

Angefangen bei würzigen Ziegenkäsen über verschiedenste köstliche Pecorino-Sorten findet man auf Käseplatten aber vorwiegend Hartkäse. Zu jeder Art von Käse oder Antipasti wird übrigens gern das nach uralten Rezepturen hergestellte, hauchdünne und knusprige Hirtenbrot Pane Carasau serviert.

Heiß, fettig und unglaublich köstlich wird’s, wenn Seadas, in Olivenöl frittierte Teigtaschen aus Gries, Schmalz und gefüllt mit saurem Frischkäse (meist jungem Pecorino) auf den Tisch kommen. Dazu schmeckt ein Gläschen Mirto, ein Likör, der auf der Insel Jahrhunderte alte Tradition hat und der entweder aus den Beeren (Mirto Rosso) oder den Blättern (Mirto Bianco) des Myrtenstrauchs hergestellt wird. Trotz hohen Zuckeranteils schmeckt Mirto eher herb, soll die Verdauung fördern und darf traditionell produziert weder Konservierungs- noch Aroma- oder Farbstoffe enthalten.

Was man meiner Meinung nach auf Sardinien noch unbedingt probiert haben muss, ist die Pasta. Und die bitte gleich in allen möglichen Varianten. Während unseres Aufenthaltes bekommen wir ausschließlich handgefertigte Nudeln serviert – und ja, die spielen ganz klar in einer anderen Pasta-Liga! Typisch sind etwa die länglich-schneckenförmigen „Malloreddus“ oder Fregola, kleine Kügelchen aus Hartweizengrieß, oft in Form eines Risottos zubereitet. Himmlisch, vor allem in Kombination mit diversen Meeresfrüchten! Neben Miesmuscheln, die man hier oft auf Pizza oder Pasta findet, haben die Sarden in Sachen Fisch übrigens noch eine andere Vorliebe. Und die ist, gelinde gesagt, nichts für schwache Geschmacksnerven!

Sardinien | Foto: iStock/giovanni1232

Die Sarden lieben ihre Bottarga – z. B. über Nudeln gerieben! Foto: iStock/giovanni1232

Meine erste Erfahrung mit Bottarga auf einer Pizza hat mich jedenfalls fast vom Sessel fallen lassen. Bottarga, eine der populärsten Spezialitäten der Insel, ist Rogen – und zwar vom Thunfisch oder von der Meeräsche, wobei Letzteres die noblere Variante darstellt. Die Fischeier werden getrocknet, geräuchert und dann über diverse Gerichte gerieben. Der Geschmack? Mehr Fisch geht nicht.

Homöopathisch dosiert durchaus interessant – an die Standarddosis der Sarden muss man sich wohl langsamer herantasten. Der Gesundheit tut die hiesige Ernährungsweise aber anscheinend gut – denn Sardinien zählt zu den „Blue Zones“: Orte, an denen statistisch gesehen die ältesten Menschen der Welt leben. Ob das auch am sardischen Wein liegt, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass das, was auf rund 40.000 Hektar Weinbergen angebaut wird und inmitten des mediterranen Klimas wächst – im Norden vor allem weißer Vermentino, Malvasia und Nuragus und im Westen und Süden roter Cannonau und Carignano –, durchaus den Gaumen erfreut.

Zum Promi-Schauen an die Smaragdküste

Sardinien | Foto: iStock/CAHKT

Das glasklare, helltürkise Wasser der sardischen Buchten – hier Cala Coticcio – hat Postkartenniveau. Foto: iStock/CAHKT

Um vom Essen und Trinken noch mal zur Schönheit der Insel zurückzukommen: Die ist einfach sehenswert! Und das nicht nur im Norden, an der für ihre Dichte an Stars und Sternchen, Luxusjachten und Nobelläden bekannten Costa Smeralda. An die man natürlich einen Abstecher machen sollte – aber Achtung, das zahlt sich nur in der Sommersaison wirklich aus, denn im Winter ist dort der Hund begraben und man spaziert an vernagelten Schaufenstern entlang. Die prachtvollen Strände und Buchten rundum sind aber zu jeder Jahreszeit besuchenswert – und vor allem in der Nebensaison nicht so voll.

Bekannt ist Sardinien neben seinen Stränden auch noch für die vielen Grotten (etwa die malerischen Neptunhöhlen in Alghero, nur auf dem Seeweg oder über eine Felsentreppe mit 655 Stufen erreichbar), die Korkeichen (Sardinien blickt auf eine lange Geschichte bei Korkproduktion und -export zurück) und die Nuraghen, turmförmige  ehemalige Verteidigungsanlagen, von denen auf der ganzen Insel noch Reste zu finden sind (wie Su Nuraxi, der größte und am besten erhaltene Komplex). Fazit: Es gäbe hier noch so viel zu sehen, das sich im Rahmen dieses (ziemlich kulinarikintensiven) Trips nicht ausgeht. Die Lösung: Wir kommen einfach bald wieder.

ANJA FUCHS

Mehr Informationen

www.sardinien.com
www.charmingsardinia.com
www.sardinien-inside.info

 

Beitragsbild: Foto: iStock/Balate Dorin