Über monumentale Fantasiewelten, die Liebe zu Walt Disney und die dunklen Seiten in Märchenbüchern. Ein Porträt des Grazer Künstlers Tom Lohner.
„Wow! Ich freu mich so!“ Tom Lohner ist einer, der sein Herz auf der Zunge trägt. Das zeigt sich schon bei unserem allerersten Treffen. Gerade haben wir ihm erzählt, dass seine Arbeit „Miss Dior“ die Sommerausgabe des VIA-Magazins zieren wird. Das Bild ist eine Interpretation von Gwen Stefani – mit einer Hommage an Christian Dior. Das Original hängt bei einem Sammler in New York. Mit dem Thema dieser VIA-Ausgabe, Glück, kann Tom Lohner viel anfangen. „Meine Arbeit ist meine Leidenschaft, ich darf meinen Stil entfalten. Und ich kann Leute begeistern, damit sie selbst ihren Leidenschaften nachgehen können. Wenn das kein Glück ist!“
In seinem Atelier in der Grazer Körösistraße arbeitet der Künstler gerade an Skizzen für das nächste große Projekt: eine Livepainting-Performance bei der Eröffnung der diesjährigen styriarte. Direkt auf der Bühne wird er ein Porträt des kürzlich verstorbenen Nikolaus Harnoncourt gestalten. Im vergangenen Jahr reüssierte Lohner mit der Ausstellung H’Animalism, ein Kunstwort aus Human und Animalism, die visuelle Symbiose zwischen Menschsein und animalischen Instinkten. Welchen Einfluss von Instinkten gibt es noch im menschlichen Leben, wie viel lassen wir zu und wie viel ist bereits tief vergraben? Das sind die Fragen, die Lohner hier aufwirft. Die Figuren sind meist geometrisch angelegt, sein Stil ist eine Art von Art déco 2.0. Wir sehen moderne Fabelwesen, Menschen mit Tierköpfen in der Ausübung ihrer Berufe als Astronaut, Chefkoch, ein Fisch am Steuer eines Schiffes.
Die Inspiration für seine Arbeit springt ihn regelrecht von allen Seiten an, erzählt er uns. Deshalb trägt Lohner auch stets sein kleines Büchlein für Notizen bei sich. „Manchmal im Kino bei einem Film von Quentin Tarantino oder inmitten einer wilden Menschenmenge bei einem Konzert, wenn einem die Bässe durch den Magen fahren. Die Art-déco-Hotels in Miami, Spiegelungen von Wolken in Hochhäusern oder das Etikett einer Mineralwasserflasche in einem kleinen toskanischen Laden.“ Alles ist Inspiration. Vorbilder hat er viele, als großer Musikliebhaber etwa Marilyn Manson, David Bowie und Bono. Bildende Künstler wie Gottfried Helnwein, Salvador Dalí oder Popsurrealisten wie Aunia Kahn oder Craola Simkins sind ihm Ideengeber. „Mich inspirieren Menschen, die einfach ihrer Leidenschaft nachgehen.“
„Walt Disney hat aus dem Nichts heraus ein ganzes Universum erschaffen. Das fasziniert mich.“
Walt Disney bewundert er grenzenlos. „Weil er aus dem Nichts heraus ein ganzes Universum erschaffen hat. Das finde ich unheimlich inspirierend.“ Schon als Kind taucht er unter in Disneys Welten, erlebt Abenteuer mit seinen Helden. Das Spitzbübische, Kindliche ist ihm geblieben – auch in seiner Malerei. Tom Lohner ist eine Art Peter Pan mit Pinsel und Farbe. Später sind es die Fantasiewelten des kalifornischen Regisseurs und Produzenten Tim Burton, die ihn maßgeblich beeinflussen. Ihm ist es auch geschuldet, dass Lohners Arbeit manchmal ins Mystische abgleitet. Fast ein wenig verstörend blicken einen seine Charaktere aus riesigen, leeren Augenhölen an. „Ich stehe auf das Düstere“, schmunzelt er. Jedes Jahr um Weihnachten herum malt er eine Dreierserie von Dead Fairytales, Märchen mit schlechtem Ausgang.
Die Arbeiten Lohners wirken stets urban und weltläufig – ob ihm Graz als Schaffens- und Lebensmittelpunkt nicht zu eng sei, wollen wir wissen. „Graz ist ein guter Ort, um zu arbeiten. Hier ist es schön ruhig. Wenn ich wieder mal einen „Buzz“ brauche, reise ich einfach in eine Großstadt.“ Überhaupt sei die Welt durch das Internet sehr klein geworden. Über die sozialen Netzwerke verkauft der Künstler seine Drucke mittlerweile weltweit. Viele Sammler werden über Facebook und Instagram auf ihn aufmerksam, die meisten Kunden kämen aus Asien und den USA. Zudem gibt es in Graz viel zu tun für Lohner. Das Edel-Restaurant Prato verwandelte er kürzlich mit den Künstlerkollegen Andy Lohner und Carlos B. Aranda in ein Gesamtkunstwerk basierend auf H. G. Wells’ „The Timemachine“. Im Grazer Fitnesscenter Injoy visualisierte er in 120 Arbeitsstunden in einem imposanten Wandgemälde die Themen Kraft und Energie. „Fall seven times, stand up eight“ oder „Don’t look back, we’re not going that way“ stützen eine fantastische und surreale Großstadt, die aus einer Wolkenwelt ragt. Triumphierend findet man darin verschiedenste Superhelden, die von Hochhäusern springen oder aus den Wolken fallen.
Zukunftspläne hat Tom Lohner jede Menge. Bei einem seiner Livepaintings traf er im letzten Jahr Mister Almdudler Thomas Klein, der mittlerweile ein guter Freund und Sammler von ihm ist. Begeistert von seinen Arbeiten beauftragte er ihn, für den kommenden Almdudler-Trachtenpärchenball im Wiener Rathaus ein monumentales Werk auf einer Länge von 30 Metern, einer Höhe von 8 Metern und einem Gewicht von 1,2 Tonnen anzufertigen. Danach startet im September die Tour seiner Serie „The Art of Hard Rock“ durch ausgesuchte Hard Rock Cafes. „Denn“, so Lohner zum Abschied, „wenn sich dir Chancen bieten, dann musst du zugreifen.“
Gewinnspiel
Für die VIA-Leser hat uns Tom Lohner vier Prints unseres Coverbildes „Miss Dior“ zur Verfügung gestellt. Unter allen, die den Tom-Lohner-Post auf unserer Facebook-Seite www.facebook.at/magazinvia liken, sharen oder kommentieren, verlosen wir die wertvollen Drucke.#
CLAUDIA PILLER-KORNHER
Tom Lohner
Geboren am 4. August 1982 in Bruck a. d. Mur, aufgewachsen in den USA,
Abschluss als Grafikdesigner an der Ortweinschule Graz – künstlerische Ausbildung bei Judith Jay in Kalifornien.
Ausstellungen unter anderem in Wien, Tokio, London
Beitragsbild: (c) Tom Lohner