SLO – Emotion

Langsam, dafür mit umso mehr Nachdruck macht es die Runde: Slowenische Weine haben Kraft und sind stolze Botschafter ihres Landes. Da sagt auch die Geistlichkeit nichts dagegen. Schließlich rührt sie selbst in den Weinfässern des Landes mit um.

Schauplatz: Dveri Pax. Übersetzt: Das Tor zum Frieden. Ein in Stein und Wein verweltlichtes Weingut knapp hinter der steirischen Landesgrenze in Slowenien. 2004 haben sich die Benediktiner des Stift Admonts der Anlage angenommen und sie grundsaniert. Seit 2007 wird hier Wein gekeltert. Zum einen sehr wohl, um die Pfarren der Benediktiner mit Messwein zu versorgen, bestätigt der von Admont angereiste Pater Egon. Zum anderen aber auch um ihren Beitrag zum weltlichen Genuss zu leisten. Und das mit Bravour wie die vom Weingut verkosteten Proben Sauvignon Blanc 2016 sowie Chardonnay V aus dem Jahr 2015 beweisen. Mit Klasse und feiner Frucht überzeugt ersterer.

 

 

 

Ein wenig lässt er sogar die gerade vergangenen Herbstsonnentage mit dem Glas Wein auf der Terrasse wieder aufflackern. Chardonnay V hingegen gibt Kraft für kalte Winterabende. Cremig und voller Körper füllt er den Gaumen aus. Unfiltriert. Man wollte hier keine Aromen zurück lassen. Und das ist auch gut so bei diesem Wein voller gelber Frucht und leichter Salzigkeit aus den heiligen Hallen des Weinguts.

In selbigen, nämlich in den heiligen Hallen des Weinguts Dveri Pax in Jarenina finden sich zur VIA-Weinverkostung gleich mehrere slowenische Weinaufrührer ein. Um gemeinsam ein Exempel zu statuieren. Für slowenischen Wein und seine Finesse. Denn ob es schmeckt oder nicht ist schließlich ihr Verdienst. Das druckt Franci Cvetko vom Weingut Kogl sogar auf Etiketten. „Mea culpa“ heißt der Chardonnay aus dem Jahr 2016, den er präsentiert. Er war gemeinsam mit seiner Frau Zlatka einer der ersten, die den Weinbau in der Region wieder haben aufleben lassen. Seit 1983 machen die beiden Wein aus 25.000 Rebstöcken in der Nähe des Dorfes Velika Nedelja. Und das mit einem ausgedehnten Rebsortenmix von Auxerrois bis Syrah. „Früher war das hier ein Urmeer.

Daher haben wir einen der besten Böden für den Weinbau“, erklärt Cvetko. „Ob es schmeckt oder nicht – immer bin ich verantwortlich“, lächelt der stolze Winzer. „Ich bin schuldig, aber niemals Schuldner.“ Mit seinem Chardonnay „Mea Culpa“ sowie mit seinem „Primus Inter Pares“, einem Weißwein aus Muskat Ottonel, Chardonnay und Kerner bleibt er an diesem Abend aber ohnehin nichts schuldig.
Ebenso wenig den Beichtstuhl drücken muss Frater Nikolaus. Er ist gemeinsam mit Pater Maximilian und Janez Flac aus dem Stift St. Paul in kärntnerischen Lavanttal angereist. Denn das Stift bewirtschaftet zwölf Hektar Rebfläche in der Region Podravje, der nördlichsten Weinbauregion Sloweniens, die bekannt ist für ihre Sauvignon blancs, sowie Renski Rizling, in unseren Breitengraden auch bekannt als Rheinriesling. Von jedem dieser Sorten hat Bruder Nikolais einen Vertreter mitgebracht. Beide überzeugen frisch und mit fruchtiger Kraft. „Wein ist ein wichtiger Bestandteil unserer Tätigkeit“, bestätigt Bruder Nikolaus, der als geistlicher Tausendsassa zusätzlich für die Destillerie und Imkerei des Stifts verantwortlich zeichnet.

Wie hervorragend die Weine der Region reifen, zeigt Blaž Obran mit einer Sauvignon blanc Spätlese von Ptujska klet aus dem Jahrgang 1986. Die geballte Kraft einer fruchtigen Jugend in der Nase, trifft hier auf fein salzige und rauchige Aromen am Gaumen. Seine bald 31 Jahre lässt sich der Wein keineswegs anmerken und doch zeigt er neben der Frische eine Erhabenheit des Alters, die nur Flaschen zu entlocken ist, denen auch die Zeit geschenkt wurde, zu reifen bis ihr großer Moment gekommen ist.

Wobei das zweite Exempel aus der großen Bandbreite slowenischer Weine aus dem Weinkeller Ptuj das gar nicht möchte. Der Anspruch von Pullus 2016 aus der Rebsorte Grauburgunder ist erfrischen. Und zwar jetzt. Vielleicht sogar in Gesellschaft eines Brathuhns, oder Ähnlichem. Schließlich heißt Pullus übersetzt nicht umsonst Huhn. Die Speisenempfehlung liefert der Name also gleich mit.

Auch wenn Huhn, oder auch Fisch zum nächsten vinophilen Kandidaten Ciringa 2016 ebenso gut passen würden, so sollte man sich zuerst jedenfalls ein Schlückchen pur gönnen. Dann können die lebendige Säure, sowie die feinen Fruchtnoten so richtig ihr Potenzial entfalten. Schließlich, so lässt Stefan Tement die Runde wissen, stammt der Wein aus der Lage Zieregg.

Der Prestigelage des Weinguts. Ja und was tut dieser steirische Lokalmatador dann unter den slowenischen Weinen? „Der größere Teil der Lage liegt auf slowenischem Gebiet“, erklärt der Jungwinzer. Daher hat Familie Tement auch im Schwesterweingut ihrer österreichischen Domaine, dem Weingut Ciringa, auf die Leitrebsorte Sauvignon Blanc gesetzt. „Der Muschelkalk auf dem die Reben wachsen ist ideal für diese Rebsorte“, versichert Tement und schenkt seinen zweiten Wein, mit dem Namen Fosilni Breg, diesmal „Reserve“ ein. Er ist aus den Filetstücken der Lage gekeltert. Der Name, der übersetzt so viel heißt wie Fossilienberg trägt dem Boden Rechnung.


Als letzter in der Runde erhebt sich Uroš Valcl. Sein Weingut Marof sei mit dem Entstehungsjahr 2009 das jüngste in der Runde, meint der Winzer. Und doch ist er über die Grenzen hinaus schon seit einiger Zeit einer der wichtigsten Vertreter slowenischer Weine. Der mitgebrachte Wein Sauvignon Breg 2015 hält auch nicht hinter dem Berg warum. „Man muss unsere Mentalität schmecken“, lächelt der knapp zwei Meter große Valcl, der vom Basketballer zum Winzer wurde. In beiden Disziplinen bedarf es einer gehörigen Portion Emotion. Und die schmeckt man auch im Wein.

Rauchig und doch geschmeidig der Sauvignon Breg. Salzig, kraftvoll und fröhlich zeigt sich der einzige Rotwein in der Runde: Mačkovci 2013 aus der Rebsorte Blaufränkisch. „Mein Weingut liegt an der Grenze zu Österreich und Ungarn“, sagt der Winzer und so zeigen seine Weine eine gänzlich neue Facette der slowenischen Weine, die in ihrer Bandbreite wohl den Himmel auf Erden für unschlüssige Geister darstellen. Denn in Slowenien hat noch jeder den richtigen Tropfen für sich gefunden. ­
Halleluja!

 

NINA WESSELY

Gastgeber

Weingut DVERI-PAX d.o.o.
Policki vrh 1
2221 Jarenina, Slovenija
www.dveri-pax.com

 

Fotos: Jimmy Lunghammer