Sommer in der roten Stadt

Von unterkühlten Russen und farblosen Betonplatten merkt man in Moskau im Sommer nicht viel – von grünen Oasen, imposanter Architektur und belebten, trendigen Outdoor-Plätzen dafür umso mehr.

„Wenn du dich irren konntest, sei auch fähig, dich zu korrigieren“ lautet eine alte russische Weisheit. Wer mit Vorurteilen nach Moskau kommt und sich z. B. nur Kommunisten, mürrische Russen und außerhalb des Kremls bloß ein paar Zwiebeltürme nebst tristem Ostblock-Style mit grauen Plattenbauten erwartet, wird sich korrigieren müssen.
Denn Moskau ist anders – auf eine beeindruckende Art und Weise. Eines ist die Zwölf-Millionen-Metropole in
jedem Fall: Riesig. Das merkt man schon an den Gebäuden – jede Menge Stockwerke lautet hier das Motto, je
höher, desto besser! Architektur-Fans werden sich in Moskau sowieso kaum an den Gebäude-Potpourris sattsehen können, wenn etwa Klassizismus auf Platte und russischer Barock auf stalinistischen Zuckerbäcker-Stil trifft.
Beeindruckend ist die Stadt aber auch unter der Erde: Gegen Moskaus Metro-Stationen – die aus Stalin-Zeiten stammen und als „Paläste für das Volk“ bezeichnet werden – wirken andere U-Bahnhöfe wie eine Besenkammer. Das U-Bahn-System der russischen Hauptstadt gilt aber nicht nur als das schönste weltweit, sondern hat auch die höchste Passagierdichte – wer sich die unterirdischen Metro-Paläste in Ruhe ansehen will, sollte schlauerweise außerhalb der Stoßzeiten kommen, also früh am Morgen, spätabends oder an Sonntagen.

 

Foto: Scaliger/Dreamstime.com

 

 

Wo bitte geht’s zum Strand?

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So kalt und verschneit die Winter in Russland sind, so angenehm können die Sommer sein. Die Monate Juni bis August gelten als beste Reisezeit für einen Trip nach Moskau. Klar, auch eine dichte Schneedecke samt gefrorener Moskwa hat ihren Zauber – aber die rote Stadt in luftigen Outfits zu erkunden, ist schon eine feine Sache. Perfekt zum Runterkommen und Relaxen eignet sich etwa der – für viele vor allem aus dem Scorpions-Song „Winds of Change“ bekannte – Gorki-Park, das grüne Herz Moskaus.

Auf den gepflegten Wiesen ist an warmen Tagen ordentlich etwas los, es gibt jede Menge Cafés, Bars und abends Open-Air-Discos. Wer mag, unternimmt eine Bootsfahrt auf der Moskwa oder lässt sich am Gorki-Park-Strand einfach nur die Sonne auf den Bauch scheinen und genießt die Ruhe abseits des City-Trubels.

Aber natürlich gibt es auch ein paar Sehenswürdig-keiten, an denen man bei einem Moskau-Trip nicht vorbeikommt. Dazu zählt einmal der Rote Platz. Der übrigens gar nicht rot ist, sondern dessen Name quasi durch einen Übersetzungsfehler entstanden ist … weil „rot“ und „schön“ im russischen ähnliche Wörter sind. Schön ist der Platz in jedem Fall, und auch das GUM-Einkaufszentrum an seiner linken Seite macht mit seinem neurussischen Baustil optisch ordentlich etwas her.

Wer in den edlen Shops einkaufen möchte, sollte allerdings etwas mehr als nur Kleingeld eingesteckt haben … Ansonsten ist es allein schon faszinierend genug, durch die prunkvollen und liebevoll detailliert verzierten, überdachten Gänge des ehemaligen Warenhauses zu flanieren oder sich dort einen kühlen Drink zu gönnen.

 

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Ein weiterer Fixpunkt auf der To-see-Liste ist natürlich die Basilius-Kathedrale am Ende des Roten Platzes, eines der Wahrzeichen Moskaus. Hier tummeln sich Mengen von asiatischen Touristen mit Fotoapparaten –
denen man es wahrscheinlich gleichtun wird.

Was soll’s – die mehr als 450 Jahre alte Kirche mit ihren farbenfrohen Zwiebeltürmen ist aber auch zu fotogen, um sie nicht zu knipsen!

Stadt in der Stadt und gesunde Sommerdrinks

Weiter geht’s ins Zentrum der Macht – den Kreml, der mit einem Ticket (etwas Geduld am Eingang schadet nicht) besichtigt werden kann. Fast wie ein eigener Stadtteil wirkt dieser Ort, der von einer massiven, kilometerlangen Mauer umgeben ist, ruhig, grün und ohne den Trubel der City.

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Neben imposanter Botanik findet man im Kreml-Museumsbereich zig russisch-orthodoxe Kirchen und selbstverständlich den staatlichen Kreml-Palast. Grundsätzlich darf man sich innerhalb des Komplexes frei bewegen, No-go-Bereiche sind durch Markierungen gekennzeichnet.
Nach so viel Unterwegssein und neuen Eindrücken muss man sich auch einmal etwas gönnen, und im besten Fall ist das etwas typisch Russisches: Moskauer empfehlen als Durststiller in der Sommerzeit den „Kwas“. Klingt schräg, aber das aus Roggen- und Gerstenmalz fermentierte Getränk – übrigens alkoholfrei – soll nicht nur schmackhaft, sondern auch gut für Stoffwechsel und Herz-Kreislauf-System sein. Herrlich erfrischend im Sommer ist auch eine traditionelle „Okroshka“ – kalte Suppe aus Buttermilch, Eiern, Senf und Gemüse.

Exklusives Markthallen-Flair

Hoch im Kurs unter Moskauer Gourmets steht der Danilovsky-Markt. Hier gibt es nicht nur besten Fisch, Fleisch, Gemüse und Obst aus fernen Ländern in Top-Qualität, sondern auch die – angeblich – beste vietnamesische Pho-Suppe der ganzen Stadt.

Der Markt, früher eine Art Open-Air-Bauernmarkt, wurde zu einer kreisrunden, überdachten und beheizten Halle umgebaut. Auch schmucke Cafés findet man hier en masse.

Die Besucher stehen regelmäßig Schlange vor dem Gebäude, und das trotz stolzer Preise – aber immerhin liegt der Markt in einer der exklusiven Gegenden Moskaus und ist Treffpunkt der hippen Upper-Class. Man darf aber nicht vor-eilig urteilen: Früher einmal zwar war Moskau lange in den Top Ten der Liste der teuersten Städte der Welt (Quelle: Mercer Human Resource Consulting) – 2016 aber nur noch auf Platz 67.

Wenn das nicht Grund genug ist, der russischen Metropole einen Schnäppchen-Besuch abzustatten!

 

Foto: Getty Images/iStockphoto

Noch ein Event-Tipp zum Schluss: Vom 26. August bis 3. September feiert die Stadt Moskau ihren 870. Geburtstag – im Rahmen eines Festivals mit Open-Air-Konzerten, Sportveranstaltungen, Ausstellungen, Kulinarik und vielem mehr.

 

Must-see

GUM-Kaufhaus
Roter Platz 3, Moskau
Täglich geöffnet
von 10 bis 22 Uhr
www.gumrussia.com

Danylovski-Markt
Mytnaya 74, Moskau
Täglich 8 bis 20 Uhr
www.danrinok.ru

Moskauer Kreml-Museum
Täglich 10 bis 18 Uhr,
außer Dienstag
www.kreml.ru